Pagan: Schicksal von Roanoke

Von Veröffentlicht am: 14. September 2022
pagan
Inhalt

Das neue Spiel Pagan – Schicksal von Roanoke wurde uns letzte Woche vom Händler unseres Vertrauens sehr empfohlen. Wir hatten, ehrlich gesagt, bisher von diesem Spiel gar nichts mitbekommen. Das 2-Personen-Deduktion Spiel ist auch erst kürzlich erschienen, nach einer Kickstarter-Kampagne. Nach den ersten Runden als Hexe und Hexenjäger, müssen wir sagen, der Kauf hat sich gelohnt, auch wenn das Spiel kleine Schwächen hat.

Pagan: Schicksal von Roanake

Pagan ist ein asynchrones Deduktionspiel, mit Karten. Das Spiel spielt im kolonialen Amerika im Jahr 1587. Im kleinen Ort Roanake geht das Gerücht um, dass sich eine Hexe dort aufhält und dunkle Pläne schmiedet. Also wird ein Hexenjäger angeheuert um die Hexe zu finden und zu töten.

Ein Spieler schlüpft in die Rolle der Hexe, welche ein Ritual vollführen möchte, um die ganze Region unter ihren Bann zu ziehen. Die Hexe ist eine der 9 Dorfbewohner. Zu Beginn des Spiels zieht sie eine Karte und weiß nun, wer im Dorf die Hexe, oder der Hexer, ist. Diese Information wird natürlich vor dem Hexenjäger geheim gehalten. Auf dem Weg zu ihrem Ziel kann sie Tränke brauen, Zaubersprüche nutzen, Geheimnisse und Gefälligkeiten bei den Dorfbewohnern sammeln. Dabei kann sie falsche Fährten legen, bluffen und durch zahlreiche Aktionen den Hexenjäger behindern oder verwirren. Wenn sie genügend Gefälligkeiten auf ihrem Dorfbewohner gesammelt hat, kann sie ihr geheimes Ritual durchführen und hat gewonnen.

Der zweite Spieler schlüpft in die Rolle des Hexenjägers, der das Ritual der Hexe verhindern will. Das geht allerdings nur mit sehr rabiaten Maßnahmen. Der Hexenjäger sammelt Hinweise und Beweise, um damit Dorfbewohner zu entlasten. Diese kommen dann nicht mehr als Hexe infrage. Schafft er es, alle 8 unschuldigen Dorfbewohner zu entlasten, hat er das Spiel gewonnen. Leider wird dieser humane Weg ein langer sein, und von der Zeit her vermutlich nicht funktionieren. Also kann er noch gnadenlos hingehen und Dorfbewohner eliminieren, die ihm verdächtig sind. Aber auch hier Vorsicht. Erwischt man dabei den dritten unschuldigen Dorfbewohner, dann hat der Hexenjäger ebenfalls verloren. Dem Hexenjäger stehen für seine Ermittlungen zusätzliche Orte zur Verfügung, er kann Gehilfen anheuern und einmalige Ereignisse spielen, die mitunter sehr mächtig sind.

Eine Runde in Pagan

Den ersten Spielzug in Pagan hat immer die Hexe. Danach wird abwechselnd gespielt. Zu Beginn eines Zuges holt der aktive Spieler seine Worker zurück in seinen Vorrat, bekommt ggf. Einkommen und muss vielleicht auch seine Gehilfen bezahlen (als Hexenjäger). Danach kommt die Aktionsphase, wo die eigenen drei Worker auf die ausliegenden Karten der Dorfbewohner gespielt werden, welche verschiedene Aktionen triggern. So kann man Einfluss gewinnen (das ist die Währung im Spiel), Karten ausspielen, neue Karten auf die Hand ziehen und andere Dinge. Zudem werden Marker verteilt, welche die Geheimnisse der Hexe oder die Hinweise für den Hexenjäger symbolisieren.

Jeder Spieler hat ein eigenes Deck, welches aus 50 Karten besteht. Zu Spielbeginn zieht er drei Karten davon auf die Hand. Weitere Karten können durch verschiedene Aktionen im Spiel gezogen werden. Die Karten bieten der Hexe zum Beispiel die Zaubertränke, Zaubersprüche oder besonders starke Aktionen für ihren Raben-Worker. Der Hexenjäger findet im Deck neue Orte, neue Mitarbeiter, besondere Ereignisse und Untersuchungskarten.

Jeder Spieler hat noch ein eigenes Playerboard, auf dem weitere rollenspezifische Standardaktionen ausgewählt werden können. So kann die Hexe jederzeit ihre fertig gebrauten Zaubertränke ausspielen und der Hexenjäger einen verdächtigen Dorfbewohner eliminieren.

Unser Eindruck von Pagan

Und wurde das Spiel beim Händler sehr ans Herz gelegt, trotzdem waren wir ein wenig skeptisch. Aber nach den ersten Partien, müssen wir sagen, es macht richtig Spaß. Beide Rollen sind wirklich unterschiedlich zu spielen. Während der Hexenjäger eine leicht paranoide Rolle spielt, wo alles unter Verdacht gestellt wird, was nicht bei drei auf dem Baum ist, ist die Hexe eher diejenige, die den Hexenjäger mit Bluffen und falschen Spuren von sich selbst ablenken muss.

Ob es am Ende zum Spaß am Spiel beiträgt, dass man die Hexe umbringen muss, und auf dem Weg dorthin gelegentlich einen verdächtigen Dorfbewohner massakriert, sei mal dahingestellt. Vielleicht hätte es dem Spiel nicht geschadet, diese Personen in einen dunklen Kerker zu werfen oder aus dem Dorf zu vertreiben. Ja, es ist nur ein Spiel, aber genau deshalb wäre es vielleicht nicht schlimm gewesen, nicht so nah an der düsteren Vorlage der Geschichte zu bleiben.

Das Regelheft war verwirrend

Allerdings haben wir uns zu Beginn ein wenig schwergetan mit dem Spiel. Dafür gibt es zwei Gründe. Die Anleitung ist eher so Meeeh. Auf den ersten Seiten werden zu den Begriffen noch die passenden Symbole, die man z.B. auf den Karten findet, abgedruckt. Weiter hinten in der Anleitung hört das aber auf. Da wird dann massenweise mit den Begriffen des Spiels um sich geworden, Hinweise, Geheimnisse usw. ohne die Symbole dazuzuschreiben. So ist man nur am Blättern und Nachschlagen, was dann ein wenig nervt.

Zudem sind viele Dinge nicht richtig erklärt. Für uns ist eine Runde immer zu Ende, wenn beide Spieler ihren Zug gemacht haben. So haben wir im ersten Spiel immer beide unsere Züge gemacht und dann zeitgleich alle Worker vom Feld genommen und die Haushaltungsphase eingeläutet. Das ist aber falsch, jeder Spieler spielt seine Runde, Haushaltungsphase und danach die Aktionsphase. Die Worker des Gegenspielers bleiben weiter liegen. Die kommen erst runter, wenn dieser dann an der Reihe ist.

Ja, diese Informationen findet man alle im Regelheft, wie im Unknows- oder BGG-Forum auch gesagt wird. Aber leider oft nur durch Interpretation der Dinge, die da nicht stehen. Dazu kommen bei der Anleitung, und auch auf ein, zwei Karten, Übersetzungsfehler. Mit denen kann man leben, wenn man den Sinn dann entziffert hat.

Zu kleine Symbole auf den Karten

Auf den Spielkarten sind Symbole zu finden, wo die Kartenart definiert wird. Diese sind viel zu klein. So haben wir in der ersten Runde den Unterschied zwischen Ereignis und Untersuchung beim Hexenjäger nicht gesehen und die Karten falsch eingesetzt. Es mag ja daran liegen, dass wir ein klein wenig blind sind. Trotzdem wäre es nett von den Spieleentwicklern, solche Symbole ein klein wenig größer zu gestalten, Platz genug ist ja vorhanden.

Am Ende haben wir das Spiel erst richtig gespielt, nachdem wir uns eine Videoanleitung von Tyle Style auf Youtube angeschaut hatten.

Trotzdem ein tolles Spiel

Das waren nun zwei Kritikpunkte, also die mittelmäßige Anleitung und die kleinen Symbole, welche aber den Spielspaß bei dem tollen Spiel nur zu Anfang trüben. Die Regeln hat man später drauf, so kompliziert sind die gar nicht. Und auch die Symbole lernt man so gut kennen, dass man diese auch in der Miniatur-Variante gut unterscheiden kann. Wenn man das Spiel besser kennt, erkennt man ohnehin an der Aktion der Karte, um welchen Kartentyp es sich handelt.

Unsere gespielten Duelle waren immer spannend und am Ende knapp. Beide Fraktionen haben schon gewonnen, beide Rollen machen beim Spielen wirklich Spaß. Das Spielmaterial ist in Ordnung. Die Karten fühlen sich sogar richtig schön an und sind wunderbar gestaltet. Die Spielfelder sind hübsch anzusehen, die Marker und Tokens sind leider nur aus Pappe. Für die Worker wären hier ein paar schön gestaltete Meeples nett gewesen. Diese gab es aber nur in der Kickstarter-Variante.

In Summe ist es ein gut aussehendes, spannendes Spiel im Spieleregal, welches wir wirklich empfehlen können. Jede Partie spielt sich anders, jede Jagt auf die Hexe ist eine neue Herausforderung.

Informationen zu Pagan

cover pagan
  • Autor: Kasper Kjær Christiansen, Kåre Storgaard

  • Verlag: Wyrmgold Verlag

  • Veröffentlicht: 2022

  • Spielerzahl: 2

  • Alter: ab 12 Jahre

  • Spieldauer: 30-60 Minuten

  • Kategorie: Kennerspiel

  • Mechanik: Social-Deduction | Workerplacement | Deck-Construction (mit Erweiterung)

  • Anleitungen und Tipps: Spielregeln bei Youtube erklärt

  • BGG-Wertung: 8,3 / 10
    Komplexität: 3,00 / 5

Bewertung Pagan

Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 6. Januar 2024

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

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Herr Tommi "Herr Tommi"Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

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