The Gallerist – Ein Lacerda für Einsteiger?

Von Veröffentlicht am: 14. April 2024
The Gallerist - Spielplan
Inhalt

Mit The Gallerist ist das dritte Spiel von Victor Lacerda bei uns eingezogen. The Gallerist liefert den Spielern ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vorherrschaft der eigenen Kunstgalerien, bei dem es auf das Timing ankommt.

The Gallerist verkörpert alles, was ein Lacerda-Spiel ausmacht, und führt zu einem stromlinienförmigen Spiel mit fantastischer Tiefe. Das Spiel ist ideal dazu geeignet, die Lacerda-Spielewelt zu entdecken.

Vorab ein Hinweis, wir versuchen mal etwas Neues. Weg von einer Beschreibung der Regeln, hin zu einer Auflistung von Eindrücken, die das Spiel bei uns hinterlassen hat.

The Gallerist - Spielplan

The Gallerist – Spielplan

The Gallerist, worum geht es in dem Spiel?

Sie Spielenden schlüpfen in die Rolle eines Galeriebesitzers. Als solche besteht das Ziel des Spiels darin, sich in der Kunstwelt einen Namen zu machen. Dabei geht es in erster Linie darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Um das zu erreichen, stehen auf dem Spielplan vier Orte zur Verfügung, welche der Galerist aufsuchen kann. Jeder dieser Orte bietet zwei Hauptaktionen, aus denen man dann eine nutzen kann. Das geht reihum so weiter, bis einer der Spielenden das Ende des Spiels auslöst.

Und genau diese einfach beschriebene Übersicht der Aktionen ist ein Grund, warum das Spiel für Lacerda-Neulinge wirklich gut geeignet ist.

Oft liest man über Lacerda-Spiele, sie seien extrem komplex und schwer zu erlernen. Ja, seine Spiele sind in der Tat kompliziert und oft auch komplex. Aber das Erlernen der Regeln ist meist nicht die große Hürde. Die liegt eher im Erkennen der verzahnten Mechaniken und Möglichkeiten. Und dafür ist The Galerist ein sehr passendes Beispiel, aber auf einem Niveau, das auch von Nicht-Vielspielern gemeistern werden kann.

Denn, wie oben beschrieben, es gibt in dem Spiel nur acht mögliche Aktionen. Das klingt nun nicht, wie eine unüberwindbare Hürde, oder? Wir haben das Spiel, als erstes Lacerda überhaupt, in unserer Spielgruppe auf den Tisch gebracht. Die Regelerklärung der acht Aktionen war in 30 Minuten erledigt. Und bereits im dritten, vierten Spielzug lief das Spiel fluffig ohne große Rückfragen bis zum Ende durch.

Was das Design des Spiels so clever macht, sind die Optionen, wie die acht Hauptaktionen eingesetzt werden können. Es gibt viele Möglichkeiten, aus den Aktionen einen passenden Weg für seine Strategie zu generieren. Diese Hürde überwindet ein erfahrener Spieler aber auch, spätestens nach der ersten Partie. Im Gegensatz zu On Mars oder Lisboa ist die Lernkurve hier deutlich steiler.

Die acht Aktionen wollen wir Euch kurz vorstellen.

  • Künstlerkolonie
    • Einen Künstler entdecken und unter Vertrag nehmen (Kaufpreis des ersten Kunstwerkes bleibt für den Entdecker auf dem Minimum)
    • Ein Kunstwerk kaufen und in der eigenen Galerie ausstellen
  • Künstleragentur
    • Einen Vertrag unterzeichnen (benötigt man zum Verkauf von Kunstwerken)
    • Ein Kunstwerk verkaufen
  • Medienzentrum
    • Einen Assistenten einstellen (kann für verschiedene Aktionen genutzt werden)
    • Einen Künstler fördern (erhöht den Wert der Kunstwerke)
  • Internationaler Kunstmarkt
    • Ein Reputationsplättchen nehmen (bringt einen Sofortbonus und Geld/Einfluss am Spielende)
    • Auf ein Werk von internationalem Renommee bieten (kann am Spielende zur Erfüllung von Aufgaben genutzt werden, wenn man bei der Auktion erfolgreich ist)

Dazu gibt es noch zwei Nebenaktionen:

  • Besucher mittels Eintrittskarten bewegen
  • Den Bonus einer Vertragskarte verwenden (benötigt Assistenten)

Wirft man einen anderen Galeristen raus, darf der Rausgeworfene aus zwei dieser Aktionen wählen:

  • Eine Nebenaktion spielen
  • Beliebige Hauptaktion durchführen (gegen Abgabe von Einfluss)

Das waren schon alle Aktionen, die im Spiel ausgeführt werden können.

Besucher in der Galerie

Besucher in der Galerie

Künstler entdecken und Besucher in die Galerie locken

Im Grunde geht es im Spiel darum, Künstler zu entdecken, ihre Werke zu kaufen und in der eigenen Galerie auszustellen. Danach können die Künstler dann gefördert werden, bekannter gemacht werden, um dann die Bilder mit ordentlichem Gewinn wieder zu verkaufen. Denn am Ende des Spiels gewinnt der Spielende, welcher das meiste Geld hat.

Einfacher wird der Weg, wenn man möglichst viele Besucher in die eigene Galerie locken kann. Und um diese Besucher wird im Spiel ordentlich gerungen. Denn die Besucher können Geld und Einfluss bringen oder sogar den Wert von Kunstwerken steigern.

Der Spielplan bildet ein Viertel einer namenlosen Stadt ab, in der Mitte gibt es eine Plaza, rundherum die vier Galerien der Spielenden. Drei verschiedene Besucherarten kommen immer auf der Plaza ins Spiel, ausgelöst durch den Kauf von Kunstwerken. Die Aufgabe der Spielenden ist es nun, diese Besucher in die eigene Galerie zu locken.

Diese Mechanik macht das Spiel recht interaktiv, und auch ein wenig konfrontativer, als so manch anderes EuroGame. Es gibt um Spiel nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern, die nach und nach ins Spiel kommen. Im Spiel sammelt man Tickets, in den Farben der Zuschauer. Diese Tickets können ausgegeben werden, um Besucher von der Plaza aus in Richtung der eigenen Galerie zu bewegen. Allerdings betreten diese vorher die Lobby des Museums. Und so lange diese da stehen, können die Mitspielenden diese Besucher dort auch wieder weglocken. Gibt man mehr Tickets aus, sodass die Besucher wirklich in der eigenen Galerie stehen, sind sie für die Mitspielenden nicht mehr erreichbar.

Verkauft man allerdings ein Kunstwerk, verlässt einer der Besucher die eigene Galerie und landet wieder auf der Plaza. Diese Mechanik der Besucher, hat gerade im Spiel zu viert, für eine Menge „Spaß“ am Tisch gesorgt.

Ebenfalls ein spannender Mechanismus ist das Rauswerfen. Geht man zu einem Ort, an dem bereits ein anderer Spieler seinen Galeristen stehen hat oder einen Assistenten hinterlassen hat, wird dieser herausgeworfen. Zur Belohnung kann der Rausgeworfene dann eine kostenlos eine Nebenaktion spielen oder, gegen Abgabe von Einfluss, eine beliebige der acht Hauptaktionen. Das sorgt im Spiel dafür, dass man eigentlich gerne herausgeworfen wird. Im Spiel zu viert sorgte das aber gelegentlich dafür, dass wir vergessen hatten, wer eigentlich als Nächstes dran ist. Das haben wir dann durch den Einsatz der grünen Galeristen-Figur gemeistert. Diese wird eigentlich nur als Markierung bei der Endabrechnung benötigt. Wir haben sie dann als Figur für den aktiven Spieler genutzt.

Künstlerkarte

Künstlerkarte

Keine kleinteiligen, kniffeligen Regeln

Wie oben erwähnt, ist The Galerist ein tolles Spiel, um in die Lacerda-Welt einzutauchen. Das liegt einerseits an den begrenzten Aktionsmöglichkeiten, aber auch daran, dass es keine kleinteiligen, kniffeligen Regeln und/oder Ausnahmen davon gibt.

Das fängt schon beim Spielertableau an. Hier gibt es ein eigenes Büro für die Assistenten, die man im Spiel einsetzten kann. Es gibt die Galerie, wo die gekauften Kunstwerke ausgestellt werden und einen Bereich, wo man neue Assistenten einstellen kann. Es werden dort die gesammelten Verträge abgelegt, welche man zum Verkauf von Kunstwerken benötigt und es gibt ein paar Felder, wo man Boni abgreifen kann. Daneben gibt es noch ein Feld, wo die gesammelten Tickets abgelegt werden, die man zur Bewegung der Besucher benötigt.

Dazu gibt es nur zwei Ressourcen, die man im Auge haben muss. Das eigene Geld und der eigene Einfluss. Letzterer wird auf einer Leiste auf dem Hauptspielplan angezeigt.

Für Einsteiger essenziell sind zudem noch die Spielerhilfen, auf denen die acht Hauptaktionen und die beiden Nebenaktionen sehr knapp aber verständlich beschrieben sind.

Durch die überschaubare Menge an Aktionen und die klaren Regeln ohne kniffelige Ausnahmen oder Sonderregeln kann man sich schnell auf die eigene Planung der Spielzüge konzentrieren. Denn wie bei den anderen Lacerdas auch ist eine gute Planung der nächsten Spielzüge angebracht. Alles ist irgendwie miteinander verzahnt und daher ist ein gutes Timing, wann man welche Aktion spielt, wichtig.

Wenn man The Galerist zum ersten Mal spielt, merkt man schnell, dass es gar nicht so kompliziert ist. Und spätestens nach der ersten Wertung fällt einem auf, was man in der nächsten Partie besser machen kann, um noch mehr Einkommen zu generieren. Man kann sich nach dem Spiel sehr viele Gedanken darüber machen, wie man die nächste Partie besser und effektiver spielen kann. Und genau das zeichnet dieses Spiel wie andere Lacerdas aus.

Renommiertes Kunstwerk in der Versteigerung

Renommiertes Kunstwerk in der Versteigerung

Fazit zu The Gallerist

Ja, auch The Gallerist ist ein teures, großes Spiel. Und es ist sicherlich nichts, um es mit Tante Helga und Opa Karl nach dem Sonntags-Kaffee zu spielen, damit die mal etwas anderes sehen wie Uno. Wer aber schon regelmäßig spielt, und dabei bereits in den Kennerspiel-Bereich vorgedrungen ist, für den ist The Gallerist keine unüberwindbare Hürde. Im Gegenteil kann das Spiel eine Tür öffnen, für komplexere Spiele und ein wenig die „Angst“ davor nehmen. Wir selbst haben das Spiel zu viert in unserer Spielgruppe gespielt und bereits nach wenigen Spielzügen lief das flüssig. Unsere Mitspielenden waren aber schon Spiele wie Brass, Arche Nova und Terraforming Mars gewohnt, sind trotzdem nicht unbedingt Vielspieler.

Ach ja, das Thema Kunst. Nein, wir haben davon überhaupt keine Ahnung. Die benötigt man aber auch nicht. Denn selbst ohne Ahnung vom Kunstgewerbe bleiben die thematischen Aktionen im Spiel logisch. Kunstwerke eines neuen Künstlers sind billig zu kaufen. Steigert man die Bekanntheit des Künstlers, werden diese immer teurer. Hat man mehr Besucher in der eigenen Galerie, steigert es die Einnahmen und das Ansehen. Damit lassen sich fast alle Mechaniken im Spiel verständlich erklären.

Die Interaktion in dem Spiel gefällt uns ausgezeichnet. Das Wegschnappen der Besucher, die Rauswurfaktionen, das sorgt für Leben am Tisch. Denn oft will man gerne herausgeworfen werden, weil man noch eine der Sonderaktionen spielen möchte, und keiner der Mitspielenden beachtet den eigenen Standort.

Der einzige Kritikpunkt an dem Spiel ist sicherlich der hohe Preis. Dafür bekommt man aber auch eine große Box voll mit hervorragendem Spielmaterial und einem Grafikdesign, von Ian O’Tooles, welches uns sehr gut gefällt.

Eigenes Playerboard mit Verträgen und Galerie

Eigenes Playerboard mit Verträgen und Galerie

The Gallerist zu zweit

Auch zu zweit lässt sich The Gallerist wunderbar spielen. Je nach Anzahl der Mitspielenden werden nur die Besucher im Beutel und die Anzahl der Tickets reduziert. Zudem gibt es für die Auktion nur ein Gemälde, welches man am Spielende gewinnen kann. Allerdings ist im Spiel zu zweit der interaktive Anteil ein wenig geringer. Es stehen meist genügend Besucher auf der Plaza, sodass man dem Mitspielenden keine aus der Lobby klauen muss. Der Rauswurf-Mechanismus funktioniert aber ebenfalls, auch wenn man ein paar mehr Assistenten einstellen muss, um diese möglichst an allen Orten zu hinterlassen. Dafür ist es dann flott gespielt, zu zweit brauchen wir rund eine Stunde für eine Partie The Gallerist.

Informationen zu The Gallerist

The Gallerist Cover
  • Autor: Vital Lacerda

  • Verlag: Eagle-Gryphon Games, Skellig Games (deutsch)

  • Veröffentlicht: 2015

  • Spielerzahl: 1 bis 4

  • Alter: ab 13 Jahre

  • Spieldauer: 60-150 Minuten

  • Kategorie: Expertenspiel

  • Mechanik: Point to Point Movement | Investment | Workerplacement | Contracts | Strategie

  • BGG-Wertung: 8,0 / 10
    Komplexität: 4,25 / 5

Bewertung The Galerist

Super Spiel – Dauerhaft in unserer Spielesammlung

Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 21. April 2024

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

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Herr Tommi Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

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