Pest – Ein Brettspiel zur Mittelalter-Seuche

Von Veröffentlicht am: 09. März 2024
Pest-Brettspiel
Inhalt

In den letzten Tagen ist Pest bei uns eingezogen, ein Brettspiel, welches im tiefsten Mittelalter spielt. Oder wie die Mittelalter-Band Feuerschwanz so schön sang: „Hurra, hurra, die Pest ist da“.

Unsere Pestärzte reisen durch die Gegend, sammeln pestkranke Einwohner auf, heilen diese und setzen sie dann in ihren Produktionsorten ein. Schließlich haben wir die geheilt, dann können die auch für uns arbeiten. Gesteuert wird das Spiel durch einen pfiffigen Worker-Placement-Mechanismus.

Pest, die Seuche im Mittelalter

Eine Pest geht über 6 Runden, die jeweils ein Jahr darstellen. Zwei Jahre bilden zudem eine Ära. Für jede Ära gibt es unterschiedliche Ziele und Belohnungen, die man im Auge behalten sollte.

Das Spiel spielt thematisch im tiefsten Mittelalter, auf einer Fantasiekarte, wo die Pestärzte der Spieler durch die Gegend reisen. Unterwegs sammeln sie Pestkranke auf, welche auf den Straßen und in den Orten zu finden sind. Diese wandern dann auf das eigene Spieler-Tableau, wo sie erst einmal in Quarantäne kommen. Dort gibt es drei Quarantäne-Plätze, die keine Auswirkungen haben. Vier weitere Quarantäneplätze bieten weiteren Platz für Erkrankte, diese schwächen aber Aktionen oder die Menge an Ressourcen, die man sammeln kann.

Sind keine Quarantäne-Plätze mehr frei und man muss weitere Erkranke einsammeln, sterben diese. Das gibt dann in den folgenden Ära-Abrechnungen Schande-Marker, welche am Spielende Minuspunkte bringen. Daher sollte man es tunlichst vermeiden, Bürger sterben zu lassen.

Hauptspielplan von Pest - hier bewegen sich die Pest-Doktoren und in den Orten können die eigenen Gebäude gebaut werden.

Hauptspielplan von Pest – hier bewegen sich die Pestärzte und in den Orten können die eigenen Gebäude gebaut werden.

Im weiteren Verlauf können die Erkrankten dann mit Kräutern behandelt werden. Die gesunden Bürger wandern dann auf die Genesenen-Leiste, von der aus sie in eigene Gebäude zum Arbeiten geschickt werden können. Denn nur wenn die Gebäude mit Arbeitern bestückt sind, produzieren diese auch in der Einkommens-Aktion. Alternativ können die Genesenen auch in die Hauptstadt geschickt werden, was am Ende einer Ära Belohnungen bringt, wenn man dort die Mehrheit mit geheilten Bürgern hat.

Natürlich gibt es auch Ressourcen im Spiel, die verwaltet werden müssen. Die schon genannten Kräuter benötigt man zum Heilen der Pestkranken. Stein und Holz werden zum Bau der Gebäude benötigt. Nahrung ist wichtig, um die Pestkranken auf den Wegen und in den Orten einzusammeln. Zusätzlich gibt es noch Goldmünzen, welche als Joker für alle anderen Ressourcen eingesetzt werden können. Dazu gibt es noch Forschungsmarker, welche Aktionen verstärken können und die für den Kauf von Technologien genutzt werden können. Diese Technologien geben den Spielern teilweise mächtige, dauerhafte Vorteile.

Ziel des Spiels ist es, möglichst viel Ansehen zu sammeln. Wer am Ende das meiste Ansehen hat, gewinnt die Partie. Ansehen bekommt man an vielen Stellen im Spiel. Gebäude bauen, Viele genesene Bürger auf der Genesenen-Leiste. Technologien, Erfüllen von Aufgaben in den Äras, Fortschritt auf der Einflussleiste, Rohstoffe und Münzen am Spielende.

Eine Runde in Pest

Pest- und Unterstützungsphase

Zu Beginn jeder Runde (eines Jahres) wird zuerst eine Pest-Karte aufgedeckt. Diese zeigt an, an welche Orte und auf welche Straßen auf der Karte neue Pestkranke erscheinen. Danach wird eine Unterstützungs-Karte aufgedeckt. Diese gibt den Spielern ein paar Ressourcen, abhängig davon, wo sie auf der Einflussleiste stehen.

Bei der Verteilung der neuen Pestkranken kann es, ähnlich wie in Pandemic, zu Ausbrüchen kommen. Liegen am Ende der Pestphase vier oder mehr Pestkranke in einem Ort, so wird dieser zerstört. Dort können die Pestärzte keine Ressourcen mehr sammeln oder Gebäude bauen. Zudem bekommen die benachbarten Orte einen Pestkranken. Hier findet aber keine Kettenreaktion statt. Sollten dort dann vier oder mehr Pestkranke liegen, dann bleiben diese dort liegen und der Ort wird nicht zerstört.

Zur Platzierung der Pestkranken sind übrigens farbige Symbole auf dem Spielplan, auf einigen Orten und Straßen zu finden. Diese verwirren, wenn man zum ersten Mal auf den Spielplan schaut. Die können aber im weiteren Spielverlauf komplett ignoriert werden. Die sind nur für die Pestphase und einige wenige Ziele von den Verordnungskarten zu beachten.

Aktionsphase

Die Aktionsphase ist ein Worker-Placement-Mechanismus mit einem pfiffigen Element. Zu Beginn stehen einem 2 Assistenten zur Verfügung, in den kommenden Ären kommt jeweils einer dazu, sodass man in der letzten Ära mit 4 Assistenten spielt.

Diese werden nun auf dem eigenen Playerboard in ein 3×3-Raster gelegt. Somit können immer 2 Aktionen gespielt werden, die der Spalte und die der Zeile.

Playerboard mit dem 3x3 Raster auf der linken Seite

Playerboard mit dem 3×3 Raster auf der linken Seite

Die Spalten bieten dabei die folgenden Aktionen:

  • Produzieren – eigene Gebäude produzieren Ressourcen
  • Bewegen – Der Pestarzt darf sich bis zu zwei Orte weit auf der Karte bewegen, dabei Pestkranke aufsammeln und bekommt am Ende der Bewegung den Rohstoff, welcher im Zielort produziert wird. (benötigt ggf. Nahrung, um Pestkranke einzusammeln)
  • Bauen – Eigene Orte können am Ort gebaut werden, wo der Pestarzt steht oder sein eigenes Lager liegt. Alternativ kann man ein Gebäude vom Hauptstadt-Board in die Hauptstadt bauen. Das bringt einiges an Ansehen und Einfluss. (benötigt Holz und Stein)

Die Zeilen bieten diese Aktionen:

  • Forschen – Eine Technologie erwerben (benötigt Forschungsmarker)
  • Verteilen – Geheilte Bürger können auf die Produktionsgebäude oder in die Hauptstadt verteilt werden
  • Heilen – Pestkranke heilen und aus der Quarantäne auf die Genesenenleiste stellen (benötigt Kräuter)

Hier die passenden Kombinationen zu finden, die einen aktuell weiterbringen, macht riesig Spaß. Vor allem kann man seine Aktionen schon wunderbar planen, wenn die Mitspielenden an der Reihe sind. Man stellt dann einfach seine Worker aufrecht auf die geplanten Aktionsfelder und legt sie hin, wenn die Aktion gespielt wurde.

Hauptstadt-Board und Technologien

Hauptstadt-Board und Technologien

Wenn alle Spieler ihre Worker eingesetzt und die Aktionen gespielt haben, endet die Aktionsphase.

Assistenten zurückholen und Zugreihenfolge

Zum Ende eines Jahres werden die Assistenten wieder aus dem Raster genommen und für die nächste Runde bereitgestellt. Zudem wird die Zugreihenfolge angepasst. Wer auf der Einflussleiste am weitesten hinten liegt, wird neuer Startspieler.

Ende einer Ära

Am zwei Runden (Jahren) endet eine Ära. Jetzt werden die Ziele auf den Verordnungskarten ausgewertet, was einiges an Ansehen bringen kann, wenn man das im Auge hatte. Ebenfalls wird nun der Hauptstadt-Bonus ausgeschüttet. Wer die meisten geheilten Einwohner in die Hauptstadt geschickt hat, bekommt eine richtig wertvolle Belohnung, die nachfolgenden bekommen aber auch noch einen kümmerlichen Rohstoff. Wer tote Einwohner auf dem Friedhof hat, wird jetzt noch mit Schande-Markern „belohnt“.

Fazit zu Pest

Wir haben uns sehr auf Pest gefreut. Die Kickstarter-Ankündigungen waren schon spannend und auch die ersten Berichte zu dem Spiel waren durchaus positiv. Als wir es nun im deutschen Handel entdeckt haben, mussten wir natürlich sofort zuschlagen. Dabei haben wir uns das Basis-Spiel zusammen mit dem Deluxe-Pack gegönnt. Dieses bringt ein paar bessere Marker für die verschiedenen Leisten mit und, ganz wichtig, die Double-Layer-Playerboards. Die halten wir bei diesem Spiel schon für wichtig, weil auf dem Playerboard viel passiert und darauf herumsteht.

Ein paar Kritik-Punkte

Der erste Aufbau war dann spannend. Denn, das Spiel ist ein Tischmonster, wir mussten ein paar mal umbauen, bis wir alle Komponenten im Keller unseres Spieltischs untergebracht hatten.

Pest - ein Tischmonster

Pest – ein Tischmonster

Wir können uns gut vorstellen, das Spiel mal in unserer Spielrunde zu spielen. Allerdings müssen wir dann wohl die Abdeckung auflegen und oben auf dem Tisch spielen. Und selbst dabei wird es vermutlich eng. Und das ist auch einer unserer Kritik-Punkte an dem Spiel. Es wäre durchaus möglich gewesen, einige Spielkomponenten platzsparender zu gestalten.

Die Einflussleiste und die Zugreihenfolge hätte man auch auf dem Hauptspielplan unterbringen können, so hätte man schon ein Tableau eingespart. Auch die Gestaltung der Pest- und Unterstützungskarten, wäre eine Nummer kleiner immer noch toll gewesen.

Pestkarte
Unterstzützungskarte

Diese Karten hätte man doch wunderbar quadratisch gestalten können, so wie die Technologie-Karten. Das würde dann auf dem Spieltisch einiges an Platz einsparen, ohne an der Qualität des Designs zu kratzen. Apropos Design, wir mögen ja finstere Designs in Spielen, besonders wenn sie zum Thema passen. Auf der Karte sind aber manche Straßen nicht gut zu erkennen. So muss man öfter genauer hinschauen, ob zwei Orte nun verbunden sind oder nicht. Besonders bei dämmrigem Licht wird es wirklich schwierig.

Am Ende war der Aufbau aber erfolgreich. Und für weitere Partien geht das auch deutlich flotter, weil man das System einmal verstanden hat.

Die Anleitung war dabei übrigens eine gute Hilfe, der Aufbau war wirklich verständlich beschrieben. Auch die eigentliche Beschreibung des Spiels ist gut verständlich und mit vielen Beispielen unterstützt. Allerdings fehlen ein paar Informationen. Wann werden etwa die Technologie-Karten wieder aufgefüllt. Wir haben dazu nichts in der Anleitung gefunden und jetzt gehausregelt, dass sie nach der Erforschen-Aktion eines Spielers wieder auf 5 aufgefüllt werden.

In der ersten Partie haben wir dann einen großen Regelfehler eingebaut. So haben wir bei den Schritten der Pest-Doktoren die Straßen zwischen den Orten mitgezählt. So wurde die Karte natürlich riesig. Wir haben dann nochmals in die Anleitung geschaut. Und da steht eindeutig „Bewege Deinen Pestarzt bis zu zwei Orte weiter“.

Das waren nun ein paar Kritik-Punkte an dem Spiel. Dabei jammern wir hier auf sehr hohem Niveau.

Gebäude auf dem Spieler-Tableau

Gebäude auf dem Spieler-Tableau

Das Positive überwiegt deutlich

Das Spiel macht uns Spaß und ließ sich schon in der ersten Partie, ab der zweiten Runde, wirklich flüssig spielen. Dabei liegen wir aktuell bei 60-75 Minuten für eine Partie. Für uns, die meist zu zweit spielen, gibt es kaum Sonderregeln. Nur bei der Verteilung der Pestkarten müssen vorab drei entfernt werden. Und natürlich haben wir zu Spielbeginn schon recht viele zerstörte Orte auf der Karte, das wird über die Anzahl der Mitspieler beim Aufbau geregelt.

Ganz fantastisch finden wir das 3×3-Aktionsraster, womit die eigenen Aktionen getriggert werden. Gerade in der dritten Ära, wenn man vier Assistenten hat, gilt es hier geschickt zu planen, um noch das Optimum herauszuholen.

Sehr gut gefallen uns auch die Karten, die jeder Mitspieler bekommt, wo in Kurzform die Aktionen und die Phasen des Spiels zusammengefasst sind. Überhaupt würden wir das Spiel im Bereich mittleres bis leicht gehobenes Kennerspiel einsortieren. Die Aktionen und Regeln sind schnell erklärt, wenn man die einmal beherrscht.

Das Spiel ist dazu auch sehr thematisch, was beim Verständnis sehr hilfreich ist. Ärte wandern, sammeln Pestkranke ein, indem sie ihnen Nahrung anbieten. Zum Heilen werden Kräuter benötigt, zum Bauen Holz und Stein. Alles im Spiel ist irgendwie logisch und nachvollziehbar.

Interaktion ist allerdings nur in kleinem Umfang zu finden. Bei den Technologien kann der Mitspieler schon mal die begehrte Karte wegschnappen oder ein Mitspieler baut zuerst in einem Ort, was einem ein wenig Ansehen kostet, wenn man als Zweiter dort baut. Ansonsten gibt es nur Konkurrenz bei der Mehrheitenwertung der Hauptstadt.

Wege zum Sieg scheint es einige zu geben. Hilfreich ist es sicher, die Ziele der einzelnen Ära-Karten im Auge zu haben. Ebenso sollte man die Aufgaben der Karten gelegentlich erfüllen und auf der Einfluss-Leiste vorwärts kommen. Im Spiel hat man aber ein gutes Gefühl dafür, wo man wohl ungefähr steht. Alle möglichen Siegpunkte sind offen zu sehen und somit einschätzbar. Unsere bisherigen Partien sind auch immer eng ausgegangen.

Informationen zu Pest

Pest-Cover
  • Autor: Thomas Nielsen, Kai Starck

  • Verlag: Archona Spiele

  • Veröffentlicht: 2024

  • Spielerzahl: 1 bis 5

  • Alter: ab 13 Jahre

  • Spieldauer: 60-150 Minuten

  • Kategorie: Kennerspiel

  • Mechanik: Worker Placement | Action Points | Modular Board | Area Majority / Influence | Strategie

  • BGG-Wertung: 7,9 / 10
    Komplexität: 3,14 / 5

Bewertung Pest

Super Spiel – Dauerhaft in unserer Spielesammlung

Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 9. März 2024

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

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Herr Tommi "Herr Tommi"Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

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