Praga Caput Regni – Prag aufbauen am Spieltisch
Inhalt
Mit Praga Caput Regni ist ein weiterer Klassiker bei uns eingezogen. Es ist wieder eines der Spiele, um die wir lange herum geschlichen sind und unschlüssig waren, ob es uns gefallen wird. Der erste Blick auf das Spielfeld ist ein wenig erschreckend. Es wirkt wuselig und extrem komplex. Als wir dann letztens beim Spieledealer waren und der Verkäufer uns das unter die Nase hielt, haben wir dann einfach zugeschlagen. Andere Spiele von Vladimir Suchý gefallen uns doch auch, auch wenn diese anspruchsvoll sind. Aber, was bedeutete eigentlich der Name und worum geht es in dem Spiel?
Praga Caput Regni – ein Strategiespiel
Praga Caput Regni bedeutet, „Prag, die Hauptstadt des Reiches“. Es spielt zur Zeit des böhmischen Königs Karl IV. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von wohlhabenden Bürgern, welche an diversen Bauarbeiten im Prag des Mittelalters durchführen. Dabei bauen die Spieler an der Schweigemauer, am Dom St. Veits, an Königsweg, an der Karlsbrücke und erschaffen Gebäude in der Stadt Prag.
Gesteuert wird das Spiel über einen tollen Mechanismus, bei dem über ein Zahnrad die zur Verfügung stehenden Aktionen verwaltet werden.
Der Hauptspielplan
Nach dem Auspacken des Spiels steht aber erst mal der Aufbau einiger Spielkomponenten an. So müssen die Modelle der Hungermauer, des Doms und der Karlsbrücke zusammengebaut werden. Für alle drei Bereiche könnte aber auch eine flache 2D-Version auf dem Spielplan genutzt werden. Nur, das will ja keiner, das Auge spielt auch mit. Weiter muss das Aktions-Zahnrad auf dem Hauptspielplan montiert werden und die Player-Boards bekommen ebenfalls je zwei Drehräder verpasst.
Und nach dem Aufbau saßen wir zunächst mit vielen Fragezeichen in den Augen vor dem riesigen Spielplan und den Spieler-Tableaus. Allerdings führte uns die hervorragende Spielanleitung schnell und einfach in das Spiel ein. Soviel vorab, bereits im ersten Spiel, nach ein paar Spielrunden, mussten wir nicht mehr in die Anleitung schauen.
Der Spielplan gliedert sich in mehrere Bereiche. Unterhalb des Flusses (der Moldau) wird die Stadt gebaut. Hier werden also die roten Hexagon-Plättchen abgelegt, die man mit einer Aktion kaufen kann. Quer durch das Stadtgebiet zieht sich der Königsweg. Auf diesem muss man einen Arbeiter voranbringen, damit er bis zur Karlsbrücke kommt, um an dieser mitzubauen. Die Karlsbrücke selbst ist als 3D-Modell auf dem Fluss zu sehen.
Auf dem oberen Teil des Spielplans findet man dann den Dom und die Schweigemauer. Auf diesen stehen Marker der Spieler, welche einerseits seitlich bewegt werden oder die Stufen der Gebäude aufsteigen können. Beides hat unterschiedliche Auswertungen auf die Schlusswertung des Spiels. Weiter befindet sich im oberen Teil der Markt für die verschiedenen Bauwerks-Plättchen und die Verbesserung seiner Aktionen, ein paar Boni-Felder und natürlich das Herzstück des Spiels, das Aktionsrad.
Die Spieler Tableaus
Jeder Mitspieler bekommt nun zwei Spieler-Tableaus.
Auf dem Haupt-Tableau sind unten zwei Leisten, welche die eigene Stein- und Goldproduktion zeigen. Die Drehräder darüber zeigen den Vorrat dieser Ressourcen an, den man aktuell zur Verfügung hat. Die beiden Leisten rechts zeigen die erreichte Technologie-Stufe an und den Baufortschritt an der Karls-Universität. Die grünen Marker lösen beim Entfernen oder beim Bewegen verschiedene Bonis aus.
Das zweite Spieler-Tableau zeigt den eigenen Stadtteil an. Dort sind die sechs Hauptaktionen zu sehen, die man im Spiel ausführen kann. In der Mitte sind zwei weitere Sonderaktionen aufgezeichnet. Die Hauptaktionen können im Spiel verbessert werden, diese stehen auf gelben Hexagon-Plättchen auf dem Markt zum Kauf. Dort bekommt man auch graue Hexagon-Plättchen. Diese werden ebenfalls an dieses Tableau angelegt, aber außen herum, und bilden eine Mauer um diesen Stadtplan.
Alle Upgrades oder Gebäude bringen verschiedene Sofortboni mit sich oder spielen bei der Schlusswertung eine Rolle.
Eine Spielrunde in Praga Caput Regni
Das Spiel bringt eine große Menge Material mit und bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten, um Strategien zu testen. Aber der einzelne Spielzug ist denkbar einfach. Gesteuert wird er durch das Aktionsrad, oben rechts auf dem Spielplan.
Auf diesem Rad liegen sechs Aktionsmarker, von denen der aktive Spieler eines auswählen darf. Diesen Marker nimmt der Spieler dann und bekommt zudem den Bonus, der innen auf dem Rad aufgedruckt ist.
Gerade genutzte Marker liegen dabei im roten Bereich. Wer diese also schnell wieder nutzen will, muss Geld bezahlen. Im grünen Bereich sind die Marker kostenlos zu bekommen, im blauen Bereich gibt es eine Belohnung in Form von Siegpunkten, damit endlich einer die Marker nimmt, die dort angekommen sind.
Nach Beendigung des Spielzuges wird das Rad eine Stufe weitergedreht und der benutzte Marker ganz oben, im dann freien Feld, wieder abgelegt.
Die Marker ermöglichen den Spielern, eine der beiden aufgedruckten Aktionen auszuführen. Dabei handelt es sich um die sechs Standard-Aktionen:
- Stadtplättchen bauen – neue Gebäude werden im Stadtplan platziert.
- Mauern bauen – Die Mauer um sein Spieler-Tableau ausbauen
- Fähigkeiten erweitern – Die Felder auf seinem eigenen Aktionsplan um weitere Boni erweitern
- Gold – Produktion steigern oder die Mine ausbeuten, also Einkommen generieren
- Stein – Produktion steigern oder den Steinbruch ausbeuten
- Brücke – Am Königsweg arbeiten und später an der Karlsbrücke arbeiten
Wie zuvor erwähnt, der aktive Spieler entscheidet sich für eines der Plättchen, führt dann eine der beiden Aktionen davon aus, zahlt die dafür anfallenden Kosten, streicht eventuelle Boni ein. Das war es schon. Rad weiterdrehen, Plättchen zurücklegen, nächster Spieler.
Spielmechanik – Einfach, aber genial
Das ist technisch gesehen so einfach wie genial. Aber nur technisch gesehen, denn man muss sich gut überlegen, was man machen will. Hat man überhaupt genug Stein und Gold, um die Aktion auszuführen? Passt es zu den eigenen Zielen im Spiel, zur eigenen Strategie? Und dann kommt der Mitspieler daher und schnappt einen das eine Plättchen weg, was man vielleicht in Verbindung mit dem Bonus auf dem Rad haben wollte.
Gerade zu Beginn des Spiels mangelt es chronisch an Gold, Steinen und vor allem an Eiern. Moment? Eier?
Ja, um bestimmte Boni auf dem Königsweg zu bekommen oder um später an der Karlsbrücke zu bauen, benötigt man Eier. Aber auch mit dieser Tatsache werdet Ihr nicht alleine gelassen. Denn die Anleitung bringt eine Seite mit historischen Hintergründen zu dem Spiel mit. Und da gibt es die Legende, dass die Karlsbrücke nur deshalb so lange steht, weil der Mörtel mit Eiern angemischt wurde. Wieder was gelernt.
Schlusswertung in Praga Caput Regni
Das Spiel endet, wenn das Aktionsrad eine gewisse Anzahl von Umdrehungen gemacht hat. Diese ist abhängig von der Spielerzahl. Bei zwei Spielern sind das drei Umdrehungen. Ein kleiner Stein blockiert dann das Weiterdrehen des Rades und es kommt sofort zur Schlusswertung.
Aus Erfahrung, können wir sagen, wer jetzt auf der Punkteleiste vorn steht, ist noch lange nicht der Sieger des Spiels. Denn es kommen nun noch einige Punkte dazu:
- Punkte für Akademiker (hier werden die auf dem Spieler-Tableau gesammelten Werte der Technologien mit der Ausbaustufe der Karls-Universität multipliziert)
- Baufortschritt an der Hungermauer und am St. Veits-Dom. Je höher der eigene Marker gewandert ist, desto mehr Punkte gibt es. Die seitliche Bewegung ergibt einen Wert, mit dem blaue und rote Punktemarker, die man im Spiel sammeln kann, multipliziert werden.
- Viele gebaute Mauern bringen auch viele Punkte zusätzlich.
- Verschiedene Plättchen und Symbole geben weitere Siegpunkte in der Schlusswertung.
Am Ende kann das Ergebnis also noch mal komplett durcheinander geworfen werden. Eine Tatsache, welche Tommi sicherlich irgendwann verstehen wird. Melli hat das drauf.
Unser Fazit zu Praga Caput Regni
Nach unserem anfänglichen Misstrauen dem Spiel gegenüber, der langen Entscheidungsfindung das Spiel zu kaufen, müssen wir jetzt sagen, es ist einfach klasse.
Wir mögen besonders, dass es viele Wege zum Ziel gibt. Denn es ist nicht möglich, oder nur schwierig machbar, alle Baumaßnahmen so zu unterstützen, dass man am Ende in allen Bereiche sehr viele Punkte bekommt. Das ist aber auch nicht nötig. Man kann die Karlsbrücke bauen, bis zum Ende und damit Endwertungspunkte abgreifen. Man kann es aber auch lassen, sich stattdessen auf den Ausbau der Stadt konzentrieren, und dadurch dann sehr viele Punkte für einen Sieg sichern.
Diese strategische Vielfalt lässt das Spiel sicherlich als Expertenspiel durchgehen. Die Regeln selbst, deren Komplexität, ist wohl eher im Bereich Kennerspiel anzusiedeln. Besonders dann, wenn diese so hervorragend erklärt sind, wie im beiliegenden Regelheft.
Der Wiederspielreiz liegt nicht nur in den verschiedenen Strategien, die zum Sieg führen können. Das Spiel bringt auch viele Variablen mit, die sich in jedem Spiel ändern können. So ist sie Auslage auf dem Markt, durch die Vielzahl der Hexagon-Plättchen, jedes Mal anders. Die Boni auf dem Königsweg können variabel vergeben werden und die Stufenplättchen auf dem Dom und der Mauer können verändert werden. Auch die Boni auf der Karlsbrücke können unterschiedlich gelegt werden.
Wir haben direkt sechs Partien in wenigen Tagen gespielt. Das ist schon ein Zeichen, denn so oft kommt ein neues Spiel selten bei uns auf den Tisch. Das Spiel ist halt taktisch sehr vielseitig, sieht nebenbei toll aus auf dem Tisch und das Material ist hochwertig.
Informationen zu Praga Caput Regni
Bewertung Praga Caput Regni
Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das hat uns gefallen:
Das gefällt uns nicht:
Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 16. August 2023
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Wer schreibt hier?
Frau Melli und Herr Tommi, zwei Brettspielfans aus dem Ruhrpott. Mehr erfahrt Ihr auf unserer „Über-Uns"-Seite.
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Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.
Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.
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Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.
Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.