Revive – Ein Leben nach der Apokalypse
Inhalt
In Revive führen wir eines von sechs Völkern nach über 5000 Jahren wieder ans Licht der Erdoberfläche. Dort erkunden wir die Welt neu, nehmen alte Maschinen wieder in Betrieb und bevölkern die Oberfläche neu. Bei diesem Engine-Builder, mit leichten Deck-Building-Einflüssen, bauen wir uns eine enorm belohnende Engine auf. Wir möchten Euch unseren Ersteindruck von diesem tollen Spiel weitergeben.
Revive – unser erstes Spiel auf Englisch
Auf der Messe in Essen standen wir schon vor Revive, haben es dann aber nicht gekauft. Es ist relativ teuer und war dort nur auf Englisch zu bekommen. Dann kamen aber immer mehr Spielberichte ins Netz, die von dem Spiel schwärmten. Zusammen mit der Tatsache, dass es wohl noch keinen Verlag gibt, der eine deutsche Übersetzung in den Handel bringen will, entschlossen wir uns, das Spiel nun doch zu kaufen.
Und das sei vorab gesagt, wir bereuen es nicht. Keine Sekunde.
Wir haben uns vorab einige Regelvideos durchgeschaut, die es bereits auf Deutsch gibt. Und beim Eintreffen hier haben wir dann gemerkt, wir verstehen die englisch geschriebenen Regeln völlig problemlos. Wir sollten vielleicht unsere eigenen Englisch-Kenntnisse nicht zu sehr unter den Scheffel stellen. Somit hatten wir die Regeln des Spiels schnell gelernt und mussten auch in der ersten Partie nur zwei- oder dreimal in die Regeln schauen. Das ist wirklich wenig, bei so einem komplexen Spiel.
Das Spielmaterial selbst ist fast sprachneutral. Lediglich auf den Völker-Boards findet man ein wenig Text, bei den Spezialeigenschaften. Die Symbolik auf den Boards und Karten finden wir extrem zugänglich. Nach dem Lesen der Regeln erklären sich die meisten Symbole eigentlich von allein. Sollte doch ein Symbol mal unklar sein, findet man die schnell und gut sortiert im Regelheft.
Somit hat Revive bereits eines bewirkt, wir haben unsere Angst vor englischsprachigen Spielen verloren.
Revive – Worum geht es in dem Brettspiel?
Die Menschheit hat vor 5000 Jahren die Welt zugrunde gerichtet und musste fortan unter der Erdoberfläche leben. Das Spiel startet in dem Moment, wo sechs verschiedene Völker wieder an die Oberfläche kommen. Im Spiel geht es nun darum, die Oberfläche zu erforschen, neu zu besiedeln, alte Maschinenteile zu finden und in Betrieb zu nehmen und natürlich Ressourcen zu sammeln.
Der Hauptspielplan ist daher zu Spielbeginn eine Eiswüste, mit Plättchen, die wir im Laufe des Spiels erkunden und auf die andere Seite drehen werden. Auf den umgedrehten Plättchen können dann Häuser gebaut werden, wodurch man Ressourcen und findet und Fortschritte auf den drei Technologie-Bäumen macht. Diese Technologie-Bäume ermöglichen es, alte Maschinen wieder in Betrieb zu nehmen. Das Erkunden kostet natürlich auch Ressourcen, ebenso wie die Wege, die man zu einem neuen Gebiet gehen muss. Findet man eine Stadt, so kann diese mit Personen vom eigenen Spieler-Tableau besiedelt werden, was wiederum neue Möglichkeiten des eigenen Volkes freischaltet.
Allerdings muss man sagen, dass das Thema im Spiel nicht so richtig fesselt, eigentlich hält es sich sehr im Hintergrund. Man hat eigentlich nicht wirklich das Gefühl, aus einer dunklen Höhle gekrochen zu kommen, vom Licht geblendet zu sein und dann die Welt zu erforschen. Es gibt sicherlich Spiele, die einen mehr in ein Thema hereinziehen und fesseln. Die grafische Gestaltung der einzelnen Spielkomponenten passt aber zum Thema, da gibt es nichts zu meckern. Und die Mechanik und die Möglichkeiten im Spiel, lassen das auch schnell vergessen, denn diese fesseln einen an das Spiel.
Das Spiel bringt übrigens eine kleine Kampagne mit 5 Kapiteln mit. Eigentlich mögen wir keine Kampagnen. Hier dienen diese aber dazu, die Spielenden langsam von einer Erstpartie zum vollen Regelumfang zu führen. Damit können wir leben und spielen das auch so. Und nebenbei wird hier auch ein wenig die Geschichte des Spiels erzählt, immerhin.
Ziel des Spiels ist es, so viele Siegpunkte wie möglich zu sammeln. Diese bekommt man bereits im Spiel an verschiedenen Stellen. Zum Spielende gibt es weitere Siegpunkte für verschiedene freigeschaltete oder erreichte Ziele. Das Spiel endet, wenn alle vorab ausgelegten Artefakte eingesammelt sind. Bei zwei Spielern sind das 8 Stück, bei vier Spielern 12. Sehr viele Punkte kann man über die Zielkarten sammeln, von denen jeder Spieler zu Spielbeginn eine zugelost bekommt. Da gibt es dann Punkte für eingesetzte Meeple, für gesammelte Dinge und andere Elemente. Diese werden dann, mit den farbigen Artefakten, die man sammeln konnte, multipliziert. Daraus folgt dann eine Spieltaktik, sammelt so schnell wie möglich diese Artefakte, in den gewünschten Farben, passend zu den Aufgaben von der Zielkarte.
Rundenablauf in Revive
Nachdem ein Startspieler begonnen hat, sind reihum alle Spieler an der Reihe und können entweder zwei Aktionen spielen oder eine Hibernate ausführen, also eine Art Winterschlaf, wo die eigene Engine wieder zurückgesetzt wird. Diesen Winterschlaf bestimmt jeder Spieler für sich, es gibt also keine Spielrunden, wo alle zeitgleich eine Auffrischungsphase durchführen.
Ist ein Spieler am Zug, so kann er zwei Aktionen spielen. Es können zwei unterschiedliche sein, es darf aber auch zweimal die gleiche Aktion sein.
Aktion Karte spielen
Jeder Spieler hat zu Beginn 6 Personenkarten, wovon 3 auf der offenen Hand sind und die anderen 3 schlafen und erst nach dem nächsten Winterschlaf zur Verfügung stehen. Die Karten haben eine obere und eine untere Aktion und müssen am Spielerboard in einen der zwei oberen oder unteren Slots gesteckt werden. Dann bekommt der Spieler die aufgedruckten Ressourcen in seinen Vorrat.
Die Slots selbst können mit Markern aufgewertet werden und dann zusätzliche Ressourcen liefern, wenn die Karte der Farbe passend zum Marker ist.
Neben den Ressourcen liefern die Karten am unteren Rand auch mal zusätzliche Aktionsmöglichkeiten. So können Ressourcen getauscht werden, weitere Karten ohne Aktion gespielt werden und noch vieles mehr.
Im Laufe des Spiels können neue Personenkarten erworben werden, in der Regel durch das Erforschen von Gebieten auf der Karte. Zudem kann ein fünfter Kartenslot freigespielt werden, in dem man die Karten wahlweise mit der Ober- oder Unterseite einlegen kann.
Aktion Switch bedienen
Auf jedem Playerboard befindet sich ein Schalter. Dieser hat in der Erstpartie den Effekt, dass man eine Ressource seiner Wahl bekommt. Das kann man einmal machen, nach jedem Winterschlaf. Später in der Kampagne bekommt er eine mächtigere Funktion, die werden wir jetzt aber nicht spoilern.
Aktion Erkunden
Beim Erkunden können neue Gebiete auf der Karte erforscht werden. Man zahlt für die Reichweite, bis zum dem Plättchen, Lebensmittel und dann noch die aufgedruckten Kosten für das Erkunden. Das sind weitere Lebensmittel und bei einigen Plättchen auch noch Bücher. Als Belohnung bekommt man Siegpunkte und kann eine neue Personenkarte auf die Hand nehmen.
Aktion Bauen
Beim Bauen können Häuser auf die Wüstenfelder der Karte gesetzt werden. Als Belohnung bekommt man alle Ressourcen und Fortschritte auf den Tech-Trees, welche an das Haus angrenzen. Grenzt das Haus an einen See und man ist der erste Hausbesitzer an diesem See, bekommt man auch den dort aufgedruckten Bonus.
Steht ein Haus am Rand eines unerforschten Gebietes, und dieses wird später im Spiel erforscht, dann bekommt man auch noch die Boni, die nach dem Umdrehen des Plättchens dann an dieses Haus grenzen.
Aktion Bevölkern
Auf der Karte findet man Ruinen von alten Städten. Hier können die Personen-Meeple des eigenen Volkes eingesetzt werden. Dadurch werden sehr interessante Eigenschaften und Aktionen auf dem eigenen Volker-Tableau freigeschaltet. Die Personen können auch auf die vier großen Stadtruinen an den Ecken des Spielfeldes eingesetzt werden, was Siegpunkte in der Endabrechnung bringt.
Nebenaktionen
Von den fünf genannten Hauptaktionen können die Spieler zwei in ihrem Spielzug spielen. Es gibt aber noch Nebenaktionen, von denen die Spieler so viele wie sie wollen, jederzeit in ihrem Spielzug, spielen können. So können gefundene Kristalle in Ressourcen umgewandelt werden und die Maschinen können mit Energie versorgt und aktiviert werden.
Die Maschinen findet man auf seinem Technologie-Baum, auf seinem Player-Board. Es stehen dort drei unterschiedliche Bäume zur Verfügung. Je weiter der Marker dort fortschreitet, desto mehr Maschinen und Sonderfähigkeiten werden freigeschaltet. Dabei können im Spielverlauf immer mehr uns bessere Aktionen dort genutzt werden. Die Maschinen-Funktionen kann man dabei aus einer Auslage wählen. Ganz weit hinten auf den Technologie-Bäumen gibt es auch noch Funktionen, welche am Spielende noch Siegpunkte bringen.
Zusätzliche Energie bekommt man durch das Freischalten von Funktionen bei den Technologien und durch das Nutzen der eigenen Volks-Fähigkeit. Die dann dort entnommenen Marker werden auf einen Fortschrittsbalken gelegt, wo man dann die neue Energie und auch ein Artefakt bekommen kann.
Hibernation – Winterschlaf
Irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man keine Karten und keine Ressourcen mehr hat und keine Aktion mehr durchführen kann. Dann wird es Zeit für den Winterschlaf, die Hibernation. Man bekommt alle Karten, die bisher „schlafend“ in der Ablage lagen, auf die offene Auslage für die kommende Runde. Die gespielten Karten aus den Slots werden dann zum Schlafen auf den Ablagestapel gelegt. Der Switch auf dem Spieler-Tableau wird wieder aktiviert und man geht einen Schritt weiter auf der Hibernation-Leiste. Dort kann man sich dann einen der freigeschalteten Boni aussuchen.
Revive – unser erster Eindruck
Uns macht Revive nach den ersten Partien unglaublich viel Spaß. Selbst bei einer Niederlage fühlt sich das ganze Spiel extrem belohnend an. Die vielen Möglichkeiten, die sich teilweise in einem Spielzug ergeben, wollen wirklich gut geplant sein. Die Regeln nicht kompliziert, die hat man schnell gelernt. Der Reiz liegt darin, seine eigenen Spielzüge so effizient wie möglich zu planen und durchzuführen.
Wir hatten uns beim Regelstudium gewundert, warum diese Hibernation-Leiste nur 5 Stufen hat. Nun ja, im letzten Spiel haben wir beiden nur dreimal den Winterschlaf genutzt. Und dann waren wir wirklich blank, mit null Karten, null Energie und null Ressourcen.
Oft ergeben sich aber doch noch viele Möglichkeiten, wie ein Ketteneffekt, selbst wenn man knapp an Ressourcen ist. Wir erklären das mal an einem Beispiel.
Man ist am Zug, alle Kartenslots sind belegt, man hat auch keine Karte mehr. Es stehen noch eine Energie zur Verfügung, zwei Kristalle und ein Lebensmittel. Also werden die zwei Kristalle in Lebensmittel umgewandelt, und man erkundet noch ein Gebiet, welches in direkter Nachbarschaft zu einem eigenen Haus liegt. Dafür bekommt man eine neue Karte auf die Hand. Auf dem erforschten Gebiet ergibt sich die Möglichkeit, einen seiner Tech-Trees weiterzuentwickeln und schaltet dort einen Slot für eine neue Maschine frei. Dort legt man dann eine Maschine ein, welche Karten aus den Slots entfernt. Mit der einen eigenen Energie aktiviert man diese Maschine und schon hat man wieder Platz, um die gerade erworbene Karte zu spielen und noch eine zweite Aktion auszuführen.
Und so geht das in dem Spiel eigentlich pausenlos. Die Hauptaktion, in Verbindung mit den Nebenaktionen der Maschinen, kann ganze Ketten von Möglichkeiten auslösen. Daher liegen dem Spiel auch zwei Aktionsmarker bei. Diese kann man einsetzen, um zu markieren, wie viele und welche Aktion man schon gespielt hat. Und das ergibt Sinn. Wir saßen hier echt schon, nach so einer Ketten-Aktion und haben überlegt, war das jetzt Aktion eins oder zwei?
Und bei all den Aktionen muss man noch die Siegpunkt-Bedingungen im Auge behalten. Diese bekommt jeder Spieler für sich zum Start des Spiels. Hier gibt es dann drei Bereiche, für die man Siegpunkte am Spielende bekommt, multipliziert mit der Anzahl der gesammelten Artefakte in der passenden Farbe.
Fazit – Revive ist gekommen, um zu bleiben
Wir haben inzwischen ein gutes Gefühl dafür entwickelt, welche Spiele bei uns bleiben und zu Dauerrennern werden. Revive gehört auf jeden Fall dazu. Bereits der zweite oder dritte Spielzug im Erstspiel liefen flüssig, wir mögen Spiele, die so einen belohnenden Effekt haben. Selbst nach einer Niederlage kann man sich bei Revive an dem Fortschritt, den man erzielt hat, erfreuen.
Dass das Thema bei dem Spiel nicht so richtig rüberkommen, stört uns nicht weiter. Hier steht die tolle Mechanik und das Spielgefühl deutlich im Vordergrund. Die vielen Möglichkeiten, welche sich mit nur 2 Aktionen spielen lassen, die teilweise unglaubliche Kettenreaktionen auslösen, sind einfach ein Knaller.
Ein Manko müssen wir aber noch ansprechen. Bei unserem Exemplar fehlten drei große Häuser in Grün. Das scheint aber kein Einzelfall zu sein. Im Netz findet man einige Berichte, dass teilweise Elemente falsch, doppelt oder gar nicht beilagen. Wir haben das nun bei Matagot per Ticket gemeldet und hoffen, dass die fehlenden Teile schnell nachgeliefert werden. Laut anderen Spielern soll das aber schnell und unkompliziert über die Bühne gehen.
Für uns ist Revive auf jeden Fall eines der besten Neuzugänge des Jahres. Für alle, die lieber deutsche Versionen spielen noch die Nachricht, dass Revive 2023 von Pegasus-Spiele auf Deutsch erscheinen wird.
Informationen zu Revive
Bewertung Revive
Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das hat uns gefallen:
Das gefällt uns nicht:
Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 16. August 2023
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Wer schreibt hier?
Frau Melli und Herr Tommi, zwei Brettspielfans aus dem Ruhrpott. Mehr erfahrt Ihr auf unserer „Über-Uns"-Seite.
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Danke für das Lesen des Beitrages.
Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.
Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.
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Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.
Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.