Scythe – Ein Strategie-Klassiker

Von Veröffentlicht am: 06. März 2022
Hobby Brettspiele
Inhalt

Mit Scythe ist ein Strategiespiel bei uns eingezogen, welches wohl zurecht als Klassiker bezeichnet werden kann. 5 Nationen versuchen in diesem Brettspiel die Kontrolle über ein fiktives Europa zu übernehmen. Dabei spielen die Konflikte zwischen den Nationen keine tragende Rolle, viel wichtiger ist eine gute Strategie, um das Spiel zu gewinnen.

Spielziel von Scythe

Jeder Spieler vertritt eine der Nationen im Spiel, welche um die Vorherrschaft in einem fiktiven Ost-Europa streiten. Welche der Nationen die Spieler bekommen, kann vor dem Spiel ausgesucht oder gelost werden. Dazu bekommt jede Nation noch ein Spielerboard mit den Möglichkeiten seine Fähigkeiten zu verbessern oder Maschinen und Gebäude zu bauen. Auch diese Boards können gelost werden.

Ziel ist es nun, seine Nation auf dem Spielfeld auszubreiten, Ressourcen zu produzieren, mächtige Mechs zu bauen, Soldaten zu rekrutieren, Gebäude zu bauen und seine Produktion dabei immer effektiver und kostengünstiger zu machen. Jeder Fortschritt hat im Spiel weitere Vorteile zur Folge. So können Einheiten irgendwann weitere Strecken zurücklegen, Flüsse überwinden oder sogar auf Seen schwimmen.

Die Ressourcen findet man auf dem Spielplan. Die hexagonalen Spielfeld beinhalten dafür alles, was man benötigt. Wälder produzieren Holz, Dörfer neue Arbeiter, Gebirge liefern Metall, Bauernhöfe Nahrungsmittel und Steppen liefern Öl.

Gebaut werden können damit verschiedene Gebäude, welche nach dem Bau zusätzliche Fähigkeiten bei den Spielzügen bringen. Ebenfalls gebaut werden können die sogenannten Mechs. Diese fiktiven Maschinen dienen zum Transport von Arbeitern und zum kämpfen gegen andere Nationen. Der Kampf ist aber kein Muss. Das Spiel hat einen Konflikt-Anteil. Aber in einigen unserer Spiele haben wir nicht einmal gegeneinander gekämpft. Denn am Ende kostet jeder Kampf Zeit, daher sollte gut abgewogen werden, ob sich ein Konflikt wirklich lohnt.

Scythe Spieler-Tableau

Am Ende geht es darum, viele Spielfelder zu besiedeln, viele Ressourcen zu produzieren und Aufgaben zu erfüllen. Jeder Spieler kann mit Sternen Aufgaben als Erledigt markieren. Von diesen Sternen hat jeder Spieler sechs Stück. Sobald ein Spieler seinen letzten Stern einsetzt, endet das Spiel sofort. Es folgt dann die Schlusswertung, wo es für Gebiete, Ressourcen und eben die Sterne Punkte gibt. Je höher das Ansehen der eigenen Nation ist, desto höher ist der Punktefaktor bei den einzelnen Bewertungen. Daher kann es passieren, dass der Spieler, der zuerst alle sechs Aufgaben erfüllt hat, als Verlierer dasteht. Den richtigen Zeitpunkt für das Spielende zu finden ist genau so eine taktische Entscheidung, wie viele andere Entscheidungen in diesem Spiel.

Spielablauf

Jeder Spieler kontrolliert seine Einheiten auf dem Spielfeld. Das sind der Anführer, die Mechs (welche erst produziert werde müssen) und die Arbeiter. Die Anführer können kämpfen und erkunden, die Mechs können ebenfalls kämpfen und Arbeiter transportieren. Die Arbeiter können sich nur bewegen und dabei Ressourcen mitnehmen und natürlich produzieren die Arbeiter auf den Feldern, wo sie stehen. Perfekt gefällt uns, dass die Kampfeinheiten eine andere Haptik haben. Während alle Spielfiguren und Marker aus Holz gefertigt sind, sind Kampfeinheiten aus Plastik.

Die Spieler spielen abwechseln und jeder Spieler kann genau eine Aktion von seinem Spielerboard in einem Zug ausführen. Dabei stehen den Spielern vier Spalten zur Verfügung, welche eine oberen und unteren Aktionsbereich bilden. Der obere Bereich beinhalten die Grundfunktionen. Bewegung, Aufrüsten (Kampfstärke steigern), Handeln und Produzieren. Im unteren Bereich stehen dann weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Mechs oder Gebäude bauen, Rekrutieren und Entwickeln. Dabei kosten die unteren Bereiche Rohstoffe, sodass man diese zu Spielbeginn nicht direkt einsetzen kann.

Im nächsten Zug muss der Spieler dann wieder eine der Spalten wählen und kann die dortigen Aktionen ausführen. Wobei der zuletzt benutze Bereich nicht nochmals genutzt werden darf.

Mithilfe dieser Steuerung der Aktionen bewegen sich die Spielfiguren über das Spielfeld oder produzieren die benötigten Ressourcen. Diese Ressourcen kommen aber nicht direkt zum Spieler. Sie werden in die Region gelegt, wo sie produziert wurden. Die Einheiten können die Ressourcen aber in andere Gebiete transportieren. Wird aber ein Feld vom Gegner erobert, so fallen Rohstoffe in seine Hände.

Scythe Spielplan

Kämpfe in Scythe

Die Kämpfe in Scythe sind nicht kompliziert und meistens planbar. Treffen zwei Kampfeinheiten (Anführer oder Mechs) auf einem Feld aufeinander, kommt es zu einer Auseinandersetzung. Jeder Spieler setzt von seiner verfügbare Kampfstärke einen gewünschten Wert ein. Zusätzlich liefert pro eigener Kampfeinheit eine Kampfkarte zusätzliche Stärke. Am Ende gewinnt die Nation, welche die größte Kampfstärke in den Kampf geschickt hat. Bei einem Unentschieden gewinnt aber der Angreifer. Ein kleines, gemeines Detail am Rand. Denn so kann man sich auch bei hoch entwickelter Kampfkraft nie sicher vor einem Angriff sein. Die geschlagenen Einheiten sind übrigens nicht verloren. Sie werden nur auf das Startfeld der Nation zurückgezogen und können danach wieder eingesetzt werden.

Aber, man muss in Scythe nicht kämpfen. Wir hatten schon ein paar Partien, die vollkommen kampflos abgelaufen sind. Beim Spiel geht es am Ende darum, viel Raum zu besiedeln. Da wir nur zu zweit spielen, ist davon genug auf dem Spielplan zu finden. Es gibt aber ein paar Gründe, um doch mal aneinander zu geraten. Durch einen Kampf kann man Ressourcen vom Gegner klauen. Durch einen Kampf können Anführer davon abgehalten werden, die Fabrik in der Mittel des Spielplan zu erreichen, welche der Nation dann einen großen Vorteil bringt. Zum Ende des Spiels kann ein Kampf sinnvoll sein. um dem Gegner ein oder zwei Gebiete abzunehmen oder um durch einen gewonnenen Kampf den letzten Stern zu spielen.

Strategie in Scythe

Viel wichtiger als Kämpfe ist die Strategie. Gerade zu Beginn des Spiels, wenn viele Bereiche des Spielplans noch nicht erreichbar sind und die Ressourcen knapp sind, will jede Handlung gut überlegt werden. Mit jeder Entwicklung werden die Möglichkeiten aber zahlreicher und es sind auch mehr Regionen erreichbar, wenn man plötzlich Flüsse überqueren kann oder Tunnel nutzen kann.

Ab einem gewissen Punkt im Spiel sind Ressourcen plötzlich nicht mehr so knapp, die Entwicklungen sind weit fortgeschritten, es stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Dann geht es darum, sich auszubreiten, vielleicht dem Gegner ein paar Felder zu entwenden, Geld und Ressourcen zu sammeln. Und am Ende ist die Frage, ob man das Spiel durch Erfüllung der sechsten Voraussetzung und setzen des letzten Sterns beenden soll. Denn der Spieler, der die meisten Sterne gesetzt hat, hat noch lange nicht gewonnen. Hier kann es sogar sinnvoll sein, einen Kampf absichtlich zu verlieren, weil man das Spiel mit einem Sieg beenden würde, man aber beim Ansehen noch zu weit unten steht.

Wichtig ist es, gewissen Entwicklungen im Voraus zu planen. Gewisse Entwicklungen verringern die Kosten für Mechs oder Gebäude. Warum also jetzt 4 Stahl für einen Mech ausgeben, wenn dieser in drei Runden nur noch 2 Stahl kostet? Aber ohne die Funktionen der Mechs kommt man teilweise nicht richtig vorwärts, hat Schwächen im Kampf oder ist in einem Gebiet gefangen. Also vielleicht doch die 4 Stahl ausgeben?

Wer aber gut plant, Ressourcen geschickt einsetzt, der ist sicherlich in dem Spiel gut unterwegs.

Ansehen ist wichtig

Das Ansehen einer Nation ist neben der Kampfstärke, eine zweite Skala auf dem Spielbrett. Und hier gilt es, den eigenen Marker weit nach oben zu bringen. Denn je nach erreichten Abschnitt auf der Skala, steigert sich der Multiplikator der Siegpunkte bei der Schlusswertung. Wer hier im unteren Drittel hängen bleibt, hat wohl keine Chance, das Spiel zu gewinnen.

Ansehen kann man durch verschiedene Aktionen im Spiel gewinnen und, dummerweise, auch wieder verlieren. Vertreibe ich fremde Arbeiter von einem Feld, schwups Ansehen weg. Bin ich bei Begegnungen mit dem Volk zu aggressiv, Ansehen weg. Diese Wertung sollte man aber unbedingt im Auge behalten, wenn man das Spiel gewinnen möchte. Lieber mal auf ein paar Ressourcen verzichten oder fremden Arbeitern ein Gelände gönnen und dafür das Ansehen der eigenen Nation nicht ruinieren.

Scythe Spielfeld

Fazit zu Scythe

Scythe stand schon lange auf unserer Wunschliste. Aber wir sind immer vor den Regeln zurückgeschreckt. Und ja, die sind mächtig und nicht wirklich kurz und knapp zu beschreiben. Es ist halt ein Expertenspiel, das lässt sich nicht leugnen. Nachdem wir aber so viele komplizierte Spiele in den letzten Monaten gepackt haben, wollten wir dieses Strategiespiel endlich mal ausprobieren.

Mit unserer Taktik, komplizierte Regeln zu lernen, sind wir auch bei Scythe gut gefahren. Thomas hat sich ein paar Videos angeschaut, auch ein komplettes Solo-Playthrough von Genus-Solo auf YouTube. Dabei hat er den Solo-Part teilweise übersprungen, aber das Beobachten der Spielzüge war unglaublich wertvoll und lehrreich.

Dann haben wir noch die Regeln einmal quer gelesen und haben uns dann an die erste Partie gewagt. Dabei mussten wir erstaunlich selten in die Anleitung schauen. Nach der Partie haben wir nochmals die Regeln gelesen und dabei nur einen Fehler entdeckt, den wir in der ersten Partie gemacht haben. Wir wussten nicht, dass die Arbeiter auch Ressourcen transportieren können. Trotzdem, nur nach Anleitung das Spiel zu lernen, stellen wir uns schwierig vor. Ohne Erklärbär am Tisch oder per YouTube wollten wir das nicht machen.

Ab der zweiten Partie lief das Spiel dann richtig flüssig und wir mussten nicht einmal ins Regelheft schauen. Wie so oft waren die Bedenken vor den Regeln vollkommen übertrieben. Wenn man das Spielprinzip einmal verstanden hat, ist es wirklich locker zu spielen. Dazu tragen auch die verständlichen Symbole im Spiel bei, die alle sehr logisch aufgebaut sind. Und es geht schnell, also nicht unbedingt die Spielzeit pro Partie, die kann so zwischen 90 und 120 Minuten liegen. Aber als Spieler hat man fast keine Downtime, da die Aktionen der Mitspieler oft sehr flott gehen.

Unsere Duelle in Scythe waren bisher sehr unterschiedlich. Oft knapp, gelegentlich aber auch desaströs für eine Seite. Aber jedes Spiel fühlt sich anders an, das gefällt uns. Inzwischen haben wir uns auch die erste Erweiterung „Völker aus der Ferne“ gegönnt, welche uns zwei weitere Nationen und zwei neue Spielerboards bringt. Somit haben wir noch mehr Varianz im Spiel. Dazu haben wir uns noch das modulare Spielbrett gegönnt, wo auf zwei Seiten immer neue Spielfelder zusammengestellt werden können. Damit ist für Abwechslung und einen hohen Wiederspielwert gesorgt.

Optisch finden wir Scythe einfach, tja, Knaller! Das Spielfeld ist ein Hingucker, die Mechs und Anführer ein Augenschmaus. Und selbst die Arbeiter jeder Nation haben eine andere Form. Dazu die geniale Gestaltung der Fabrik-, Begegnungs- und Kampfkarten, die sind wirklich toll und vermitteln eine düstere, passende Stimmung.

Scythe wird auf jeden Fall einen Stammplatz auf unserem Spieltisch bekommen. Die zwei weiteren Erweiterungen stehen auch schon auf unserer Wunschliste, die werden sicher bald hier einziehen.

Informationen zu Scythe

cover scythe
  • Autor: Jamey Stegemaier

  • Verlag: Feuerland

  • Veröffentlicht: 2016

  • Spielerzahl: 1 bis 5

  • Alter: ab 14 Jahre

  • Spieldauer: 90-120 Minuten

  • Kategorie: Expertenspiel

  • Mechanik: 4X | Action Drafting | Terrytory Building | Tech Tree | Strategie

  • Anleitungen und Tipps: Spielregeln bei Youtube erklärt

  • BGG-Wertung: 8,2 / 10
    Komplexität: 3,43 / 5

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Bewertung Scythe

Super Spiel – Dauerhaft in unserer Spielesammlung

Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das hat uns gefallen:

  • asynchrone Völker

  • Viele Taktiken möglich

  • Optik der Spielelemente und Karten

  • Extrem hohe Varianz

Das gefällt uns nicht:

  • Kein Spiel für zwischendurch

Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 16. August 2023

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

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Herr Tommi "Herr Tommi"Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

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