Tapestry – Aufstieg der Kulturen

Von Veröffentlicht am: 14. Dezember 2022
Tapestry
Inhalt

Über Tapestry liest man ja die unterschiedlichsten Meinungen im Netz. Wir haben es nun selbst gespielt und uns gefällt es gut. Allerdings wirkt das Thema arg übergestülpt, die Entwicklung der eigenen Zivilisation will im Spiel nicht so richtig rüberkommen. Die Spielmechanik funktioniert aber richtig gut, und wenn man es als Wettrennen um die meisten Siegpunkte annimmt, dann macht das Spiel wirklich Spaß.

Worum geht es in Tapestry?

Jeder Spiele versucht seine eigene Zivilisation über mehrere Epochen in unterschiedlichen Technologien zu entwickeln. Jede der zahlreichen Zivilisation hat andere Stärken, welche jedes Spiel zu einer neuen Herausforderung machen. Die Völker entwickeln sich im Spiel von „Stämmen“, die am Lagerfeuer sitzen, bis in moderne Zeiten, in denen sie vielleicht sogar in den Weltraum aufbrechen.

Dies geschieht dadurch, dass die Zivilisationen sich auf vier Leisten stetig weiterentwickeln können.

  • Wissenschaft (Auf anderen Leisten vorankommen)
  • Technologie (Techniken erfinden und entwickeln)
  • Erkundung (Karte vergrößern, neue Gebiete erkunden)
  • Militär (Gebiete auf der Karte erobern und kontrollieren)

Gegen die Abgabe von Ressourcen können Schritte auf diesen vier Leisten ausgeführt werden, welche Belohnungen bringen. Es gibt neue Technik-Karten, oder diese können entwickelt werden. Man kann auf der Karte neue Gebiete erkunden oder erobern, oder neue Gebäude in seine Hauptstadt setzen.

Tapestry auf dem Spieltisch

Tapestry auf dem Spieltisch

Das Spiel endet, sobald alle Spielenden die 4. Epoche abgeschlossen haben. Dies kann allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen. Wer am Ende der 4. Epoche keine Ressourcen mehr hat, um noch Aktionen auszuführen, führt noch eine Einkommensphase für seine Siegpunkte aus, und ist dann raus aus dem Spiel. Bei uns ist es schon vorgekommen, dass Melli dann noch eine komplette Epoche vor sich hatte und noch ein paar Runden allein gespielt hat.

Wer dann am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.

Eine Runde in Tapestry

Nach dem Aufbau des optisch wunderschönen Spiels wählen die Spieler eine Zivilisation aus. Jede hat eigene Stärken, die einem im Laufe des Spiels Vorteile bringen. Dazu wird auch ein Hauptstadt-Plan ausgewählt, auf dem man später seine Gebäude abstellen kann. Über die Hauptstadtkarte wird auch bestimmt, auf welchem Teil der Landkarte die ersten eigenen Außenposten aufgestellt werden.

Der Spielablauf ist dann wirklich einfach. Das kommt auch schon beim Lesen der Anleitung rüber, welche nur sechs Seiten hat, wovon nur vier Seiten die eigentlichen Regeln erklären. Ein weiteres Blatt erklärt die Symbole der vier Fortschrittsleisten und der Technik-Karten.

Ein Spielzug ist wirklich simpel, denn man hat die Auswahl aus genau zwei Aktionen:

  • Auf einer der Fortschrittsleisten vorangehen
  • Eine neue Ära beginnen
Tapestry Landkarte mit den vier Fortschrittsleisten

Tapestry Landkarte mit den vier Fortschrittsleisten

Zug auf den Fortschrittsleisten

Das ist die Hauptaktion im Spiel. Man zieht seinen Marker auf einer der vier Fortschrittsleisten vorwärts und zahlt die dafür nötigen Kosten. Die Kosten steigen natürlich, je weiter man auf einer Leiste vorangekommen ist. Danach führt man dann die Belohnung des erreichten Feldes aus und darf bei manchen Feldern noch einen Bonus nutzen, wenn man diesen bezahlen kann.

Auf der Wissenschaftsleiste geht es im Kern darum, auf einer anderen Fortschrittsleiste ebenfalls voranzuschreiten. Es wird dann per Würfel bestimmt, welche Leiste das ist.

Die Technologie-Leiste bringt dem Spieler neue Technik-Karten, welche dort auch weiterentwickelt werden können. Diese Karten werden an die eigene Hauptstadt angelegt und machen zunächst nichts. Erst wenn sie entwickelt werden, bringen sie auf der ersten Stufe eine Belohnung. Um die Karten auf die zweite Stufe zu entwickeln, muss man selbst, oder die Mitspieler, bestimmte Segmente auf den Fortschrittsleisten erreicht haben.

Die Erkundungsleiste bringt einem neue Landschaftsplättchen in den eigenen Vorrat und auf anderen Feldern können diese auf die Landkarte gelegt werden. Dies bringt dann Boni, die auf den Plättchen aufgedruckt sind und Siegpunkte, für passend angrenzende Landschaften. Im letzten Segment der Erkundungsleiste geht es dann in den Weltraum, wofür es eigene „Landschafts“-Plättchen gibt.

Auf der Militärleiste geht es um die Eroberung von Gebieten. Die Felder ermöglichen es, neue, eigene Außenposten auf der Karte zu platzieren. Steht auf dem Gebiet bereits ein Außenposten eines Mitspielers, wird dieser gestürzt und man übernimmt die Kontrolle über das Gebiet.

Hauptstadt mit eingesetzten Gebäuden

Hauptstadt mit eingesetzten Gebäuden

Auf allen Leisten können zudem Gebäude freigeschaltet werden, die man dann in seine Hauptstadt einbauen kann. Bauernhöfe, Häuser, Märkte und Waffenschmieden werden vom eigenen Spieler Tableau genommen und in die Hauptstadt eingebaut. Das ist ein kleines Puzzle-Spiel, welches verschiedene Boni auslösen kann. Schafft man es, eines der 9×9-Felder komplett zu füllen, bekommt man direkt eine Ressource seiner Wahl. Für komplette Reihen oder Spalten gibt es Siegpunkte, bei der Einkommensphase. Weiter Speziealgebäude bekommt man, wenn man als erster neue Segmente auf den Fortschrittsleisten erreicht. Diese wunderschön gestalteten Gebäude werden dann auch in die eigene Stadt eingebaut. Zudem bringen einige Technologie-Karten noch weitere Gebäude ins Spiel.

Hat man später keine Ressourcen mehr im Vorrat, können keine Aktionen mehr auf den Fortschrittsleisten gespielt werden. Nun wird der Wechsel einer Ära eingeläutet.

Neue Ära beginnen

Einige Zivilisationen bringen Fähigkeiten mit, welche beim Wechsel der Ära ausgelöst werden. Diese werden nun als erstes aktiviert. Danach wird eine Gobelinkarte ausgespielt, die man an verschiedenen Stellen im Spiel sammeln kann. Diese Karte markiert auf dem Spieler-Tableau, in welcher Ära man sich gerade befindet. Zudem bringen die Karten einen Sofortbonus mit oder eine besondere Eigenschaft, welche über die folgende Ära gilt.

Von den erfundenen Technologien, die an der eigenen Hauptstadt anliegen, darf nun eine weiterentwickelt werden und man bekommt den entsprechenden Bonus.

Nun gibt es noch Einkommen. Durch das Einsetzen der Gebäude vom eigenen Spielplan, werden dort auf den vier Gebäudeleisten Symbole sichtbar, welche für die Einkommensphase wichtig sind.

Zuerst werden Siegpunkte ermittelt, welche auf den Gebäudeleisten sichtbar sind. Das können einfach Siegpunkte in einer bestimmten Höhe sein oder abhängig von anderen Parametern, wie die Anzahl der kontrollierten Gebiete auf der Landkarte.

Auf die gleiche Art wird dann ermittelt, wie viele Ressourcen für die nächste Ära zur Verfügung stehen.

Spieler-Tableau mit ausgespielten Gobelinkarten

Spieler-Tableau mit ausgespielten Gobelinkarten

Spielende

Beendet ein Spieler seine vierte Ära, bekommt er noch einmal Siegpunkte und kann noch eine Erfindung weiterentwickeln und dann ist das Spiel für ihn beendet. Es kann sein, dass die Mitspieler nun noch einige weitere Spielzüge vor sich haben und noch ordentlich Siegpunkte sammeln können.

Haben alle Mitspielenden die vierte Ära beendet, ist das Spiel vorbei und der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.

Fazit zu Tapestry

Puha, selten ist es uns so schwergefallen, ein Fazit zu einem Spiel zu schreiben. Prinzipiell, das Spiel gefällt uns, es macht uns Spaß. Wir finden es auch nicht „Überproduziert“, wie es oft bezeichnet wird. Gerade die schönen Gebäude werten das Spiel enorm auf und es reizt einen, diese in die eigene Stadt zu bekommen. Ob das mit Papp-Plättchen auch so wäre? Vermutlich eher nicht.

Beim Material gibt es also fast nichts zu meckern, außer die Spieler-Tableaus. Die sind mit einer rauen Oberfläche ausgestattet, was ausgezeichnet ist, weil die aufgelegten Komponenten nicht verrutschen. Aber vielleicht ist diese raue Oberfläche der Grund, warum die Tableaus sich an den Kanten ständig anheben, als wenn sie sich zusammenrollen wollen.

Das komplette Spiel, die Spielmechanik, ist einfach zu lernen und gefällt uns. Sie funktioniert auch tadellos. Die Zivilisationen sind teilweise sehr (über-)mächtig. Da wurde aber von den Autoren reagiert. Auf der Feuerland-Seite kann man eine Korrektur der Zivilisationen herunterladen. Mit diesen Korrekturen sind die Völker deutlich besser ausbalanciert. Die verschiedenen Eigenschaften der Zivilisationen erhöhen auf jeden Fall den Wiederspiel-Reiz von Tapestry.

Das Ordnungssystem in der Spielschachtel ist Top und die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben. Wir hatten beim ersten Aufbau nur Probleme, die richtigen Gebäude für den Spielplan der Wahrzeichen zu identifizieren. Nach dem ersten Spiel, ist aber auch das kein Problem mehr.

Das Thema kommt nicht richtig rüber

Also, in Summe in tolles Spiel, mit einem Kritikpunkt. Das Thema packt nicht so richtig. Wir spielen das Spiel gerne, haben dabei aber nicht das Gefühl, wirklich eine Zivilisation zu entwickeln. Die einzelnen Felder auf den Leisten und auch unter den eigenen Gebäuden haben Namen, die anzeigen, welche Technik man nun entwickelt hat. Ganz ehrlich? Das haben wir erst gemerkt, als wir eine Voraussetzung auf einer Technik-Karte gesehen haben. Vorher ist uns das gar nicht aufgefallen.

Auch die Entwicklungen auf den Fortschrittsleisten, die kommt thematisch nicht rüber. Eigentlich geht es nur darum, die nächste passende Aktion zu triggern, die einem Vorteile bringt. Dass man da gerade eine neue Technologie entwickelt hat, kommt bei uns nicht an.

Und dann noch die Technik-Karten. Die stehen ja dafür, neue Dinge zu erfinden. Und wenn das dann, in der ersten Ära, wo man noch am Feuer sitzt, ein Bahnhof ist und diesen auch in dieser Ära weiterentwickelt, dann fühlt sich das komisch an. Bei den Wahrzeichen, die man über die Fortschrittsleisten bekommt, ist das besser gelöst. Solch eine Space-Shuttle-Startrampe bekommt man wirklich erst später im Spiel, wenn man viele Ressourcen in diese Leiste investiert hat.

Vielleicht hatten wir aber auch zu hohe Erwartungen an das Spiel. Denn vom Autor Jamey Stegmaier kommt auch Scythe. Eines unserer Lieblingsspiele, die einen förmlich in das Thema des Spiels hineinsaugt.

Wahrzeichen-Plan mit den wunderschönen Gebäuden

Wahrzeichen-Plan mit den wunderschönen Gebäuden

Solides Spiel, es bleibt bei uns

Trotz dieser Punkte, für uns ist Tapestry ein gutes Spiel, welches uns beiden viel Spaß macht. Uns stört es auch nicht, dass manchmal einer von uns beiden deutlich früher fertig ist. Dann dazusitzen und zu hoffen, dass die eigenen Siegpunkte reichen, das hat auch eine gewisse Spannung. Auch wenn das Thema nicht so richtig rüberkommt, die Spielmechanik gefällt uns.

Informationen zu Tapestry

Tapestry Cover
  • Autor: Jamey Stegmaier

  • Verlag: Feuerland

  • Veröffentlicht: 2019

  • Spielerzahl: 1 bis 5

  • Alter: ab 12 Jahre

  • Spieldauer: 90-120 Minuten

  • Kategorie: Kennerspiel

  • Mechanik: Variable Set-up | Variable Player Powers | Tile Placement | Tech Tracks | Hexagon Grid | Civilization

  • Anleitungen und Tipps: Spielregeln bei Youtube erklärt

  • BGG-Wertung: 7,4 / 10
    Komplexität: 2,91 / 5

Links, die mit einem Stern * gekennzeichnet sind, sind Werbelinks. Wenn Ihr darauf klickt und dann einkauft, bekommen wir eine kleine Provision. Für Euch ändert sich aber nichts am Preis.

Bewertung Tapestry

Solides Spiel – es hat einen Platz in unserer Sammlung, aber vermutlich nicht für die Ewigkeit

Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das hat uns gefallen:

  • Einfache Regeln

  • Variable Zivilisationen

  • Optisch wunderbar

  • Sehr gute, kurze Anleitung

  • Übersicht mit den Symbolen der einzelnen Aktionen

Das gefällt uns nicht:

  • Thema das Spiels kommt nicht richtig rüber

  • Spielertableaus rollen sich zusammen.

Transparenz-Hinweis: Wir haben das Spiel als vergünstigtes Rezensionsexemplar von Feuerland bekommen. Dies hat aber keinen Einfluss auf unsere Meinung und die Bewertung des Spiels.

Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 16. August 2023

Danke für das Lesen des Beitrages.

Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.

Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.

Wir freuen uns riesig über Kommentare unter dem Beitrag oder über das hemmungslose Teilen auf den Social Medias.

Herr Tommi "Herr Tommi"Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.

Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.

One Comment
  1. Ulrike Froer 29. August 2023 um 09:01 - Antworten

    Sehr gute zusammenfassende Spielbeschreibung!!
    Angenehme – nachvollziehbare – Gesamtbeurteilung!

    Danke!!
    Ulrike

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