Endless Winter – Überleben in der Eiszeit
Inhalt
Endless Winter entführt die Spieler in ein frostiges Szenario. In der Frühzeit der Menschheit, vor etwa 10.000 Jahren, entwickeln sie ihre Stämme durch mehrere Generationen zu einer wohlhabenden Stammesgesellschaft. Dafür steht den Spielern ein Feuerwerk von Mechanismen zur Verfügung. Trotz der vielen Möglichkeiten im Spiel lässt es sich erstaunlich flüssig spielen. Wir haben mal unsere ersten Erfahrungen, Eindrücke von Anleitung und Material und von den Regeln aufgeschrieben.
Endless Winter – Überlebe die letzte Eiszeit
So lautet der komplette Titel des Spiels, welches nun zur Spielmesse in Essen endlich auf Deutsch erschienen ist. Wir konnten dort auch ein Exemplar ergattern und haben in den Tagen nach dem Messebesuch bereit die ersten Partien gespielt.
Die große Verpackung kommt im Inneren mit einem tollen Ordnungssystem daher. Für jedes der vier Völker gibt es eine kleine Box, wo das Spielmaterial einsortiert werden kann. Dazu kommt eine weitere Box für das allgemeine Spielmaterial. Daneben liegen dann die zahlreichen Spielbretter. Das Material ist hochwertig und optisch einfach ein Genuss.
Fertig aufgebaut bietet das Spiel eine enorme Tischpräsenz, wobei das wunderbare Artwork so richtig zur Geltung kommt. Die vielen Module und Spielbretter lassen erahnen, wie viele Möglichkeiten man im Spiel hat. Und das sieht man auch, bei dem ersten Überfliegen der Spielregeln. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Hat man die Regeln einmal verinnerlicht, läuft das Spiel wirklich flüssig ab.
Die beiden Kernmechanismen sind das Workerplacement, mit dem man seinen Häuptling und die Stammesmitglieder einsetzt und das Deckbuilding der eigenen Karten. Weitere Mechanismen im Spiel sind das Set-Building (Tiere der gleichen Art sammeln), Area-Majority auf der Landkarte, Ihr schaltet Einkommen über Euer Player-Board frei, baut Megalithen und bekommt dadurch Ressourcen oder Siegpunkt und liefert Euch ein Rennen auf den Opfergaben und Ruhmes-Leisten. Ja, alle diese Mechanismen sind in diesem Spiel versammelt und harmonieren miteinander.
In der hervorragenden Spielanleitung wird nach einer Vorstellung des Materials zuerst über drei Seiten der Spielaufbau beschrieben. Der ist beim ersten Mal sicherlich ein wenig zeitraubend, geht aber später locker von der Hand. Der Spielablauf und die einzelnen Aktionen werden dann auf den folgenden neun Seiten verständlich erklärt. Auf weiteren Seiten erfolgen dann die Details zu verschiedenen Karten, den heiligen Steinen, zwei kleinen Zusatzmodulen und eine Symbolerklärung. Letztere haben wir aber nur ein- oder zweimal kurz zurate gezogen. Die Symbolik in dem Spiel finden wir extrem zugänglich und fast selbsterklärend, wenn man die Regeln und Abläufe verstanden hat.
Eine Runde in Endless Winter
Nach dem Spielaufbau bekommt jeder Spieler ein kleines Startguthaben, welches über zufällig gezogene Karten verteilt wird. Zudem wird jedem Spieler ein Häuptling zugeordnet, entweder gelost oder gedraftet. Dieser bringt eine weitere Eigenschaft mit, die dem eigenen Stamm helfen soll. Er kann entweder Ressourcen tauschen oder liefert Ressourcen bei bestimmten Aktionen auf dem Spielplan. Nun ziehen alle Spieler noch 5 Handkarten von ihrem Deck und es kann losgehen.
Aktionsphase
Als erste Aktion kann ein Spieler jetzt kostenlos einen Fortschritt von seiner Hand ausspielen und die aufgedruckten Aktionen ausführen. Für das Ausspielen weiterer Fortschritte muss zur Bezahlung eine andere Karte von der Hand abgelegt werden. Das kann zum Ende des Spiels Sinn ergeben, wenn man viele Karten auf der Hand hält, da es kein Handkarten-Limit gibt.
Zusammen mit dem Häuptling hat jetzt jeder Stamm 3 Worker, die auf Aktionsspalten auf dem Hauptspielplan eingesetzt werden können. Diese bieten vier verschiedene Funktionen, die wir mal ganz grob beschreiben:
- Einweihen: Hier können neue Stammesmitglieder angeheuert werden (neue Handkarten) und nicht benötigte Handkarten begraben werden.
- Entwickeln: Hier bekommt man neue Fortschritte (mächtigere Handkarten) und Heilige Steine, die in den Sonnenfinsternis-Phasen Siegpunkte generieren.
- Weiterziehen: Neue Lager auf der Landkarte errichten, diese bewegen und/oder größere Siedlungen bauen.
- Jagen: Tiere ins Jagdgebiet locken, diese einfangen und/oder erlegen, um Werkzeuge und Fleisch zu erhalten.
Ein Spieler entscheidet sich für eine der vier Bereiche, setzt seinen Worker dort ein und kann dann die abgebildeten Aktionen von oben nach unten ausführen. Anders als bei anderen Workerplacement-Spielen ist der gewählte Bereich danach nicht für andere Spieler gesperrt. Nur, der erste Spieler, der in einer Runde einen Bereich nutzt, bekommt noch einen kleinen Bonus. Zum Ausführen der einzelnen Aktionen wird meist Arbeitskraft und/oder Werkzeug benötigt. Dieses bekommen die Spieler durch passende Spielkarten, die dazu ausgespielt werden müssen oder vom Vorrat seines Playerboards.
All diese Aktionen und Handkarten triggern dann weitere Bereiche auf dem Spieltisch. Manchmal können die Götzenfiguren auf der Opfer- / Ruhmesleiste vorgeschoben werden, es können neue Lager auf der Landkarte errichtet oder diese können bewegt werden. Liegen drei Lager in einer bestimmten Anordnung auf der Landkarte, können diese auch in eine Siedlung umgewandelt werden. Andere Aktionen erlauben den Spielern Megalithen auf einem eigenen Spielplan zu platzieren, wofür man auf der unteren Ebene verschiedene Boni bekommt oder auf einer oberen Ebene Siegpunkte. Zuletzt können noch Tiere gejagt und erlegt werden.
Es wird nun reihum gespielt, bis alle Spieler ihre Worker eingesetzt haben. Danach folgt dann die Sonnenfinsternis-Phase.
Sonnenfinsternis-Phase
In dieser Phase wird jetzt die neue Spieler-Reihenfolge für die kommende Runde festgelegt. Vor der Phase kann jeder Spieler Karten in einen Sonnenfinsternis-Stapel legen. Das sind die Karten der Dorfbewohner, welche Eigenschaften für diese Phase mitbringen. Wer jetzt die meiste Arbeitskraft durch diese Karten mitbringt, wird neuer Startspieler. Zudem bekommen alle Spieler die Belohnungen der eingesetzten Karten. Auch die Startspieler-Reihenfolge bringt eine Belohnung, ebenso die Landkarte für die gesetzten Lager und Siedlungen und am Ende auch noch das eigene Spielerboard. Überall findet man Einkommen, welches in der Sonnenfinsternis-Phase verteilt wird. Man könnte sie also auch Einkommens-Phase nennen.
Die Belohnungen sind recht vielseitig. Siegpunkte, Werkzeuge, Nahrung, neue Zelte, Götzenfiguren bewegen, Megalithen setzen, neue Stammesbewohner ziehen. Auch an anderen Stellen im Spiel, zum Beispiel auf den Götzenleisten, findet man immer wieder Belohnungen.
Vorbereitungsphase zur nächsten Runde
Nach der Sonnenfinsternis wird nun die nächste Spielrunde vorbereitet. Die Spielfiguren kommen zurück, das Jagdgebiet wird aufgefüllt, 5 Karten werden nachgezogen und die Fortschrittskarten werden aufgefüllt. Bei letzteren werden vor der 3. Spielrunde die Fortschritte des 1. Zeitalters durch Karten des 2. Zeitalters ersetzt.
Spielende und Schlusswertung
Nach der vierten Runde findet nochmals eine Sonnenfinsternis-Phase statt und danach endet das Spiel. Nun geht es in die Schlusswertung, wo die Siegpunkte verteilt werden. Und davon gibt es eine ganze Menge, neben den Punkten, die man im Spielverlauf bereits gesammelt hat.
- Punkte für Opfergaben: Hier wird übrige Nahrung und Werkzeug in Siegpunkte verwandelt. Je weiter man auf der Opferleiste vorgeschritten ist, desto besser ist der Umtauschkurs, welche von 4:1 bis 1:1 variiert.
- Punkte für die Ruhmesleiste: Es gibt Punkte für die Summe der beerdigten Handkarten. Wer in der Ruhmesleiste weiter vorn steht, bekommt mehr Punkte, wie der zweite oder nachfolgende Spieler.
- Punkte für Handkarten: Es werden die Punkte von allen eigenen Handkarten summiert, auch die beerdigten.
- Punkte für gesammelte Tiere: Für Sets aus Tieren gibt es weitere Punkte. Je mehr Tiere einer Art man hat, desto höher ist die Punktzahl.
Nachdem nun alle Punkte gewertet wurden, steht der Sieger des Spiels fest.
Unser Fazit zu Endless Winter
Zu Beginn mal eine kleine Anekdote zu dem Spiel. Wir wollten uns das Spiel auf der BerlinCon erklären lassen. Nach zehn Minuten sind wir da aber völlig überfordert ausgestiegen. Es war offensichtlich, dass die nette Dame das Spiel selbst noch nie gespielt hat. Sie hat einfach ein paar Dinge von Zettel abgelesen und unsere Aufmerksamkeit nach ein paar Minuten verloren. Jetzt im Nachgang, nach den ersten Partien, fragen wir uns, welches Spiel hat sie dort erklärt? Liebe Spieleverlage, wenn ihr Personal anheuert, dann lasst sie das Spiel doch lernen, bevor sie es erklären. Nur aufgrund dieser Erfahrung hätten wir das Spiel niemals gekauft. Uns hat am Ende aber die Optik fasziniert und die vielen positiven Eindrücke, welche wir im Netz gefunden haben.
Dabei ist es gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Eindruck erscheint. Die Einstufung als Kennerspiel ist sicherlich vollkommen in Ordnung. Allerdings mir einem Aber. Vielspieler, denen die ganzen Mechaniken wie Workerplacement, Deckbuilding, Area-Control usw. bekannt sind, die kommen schnell in das Spiel hinein und erfreuen sich an den vielen bekannten Möglichkeiten. Einsteiger, die bisher im Familienspielbereich unterwegs waren, werden zu Beginn vermutlich von den vielen Aktionen und Mechanismen erschlagen sein. Das Spiel ist auf jeden Fall auch für diese Zielgruppe toll, aber der Einstieg wird wohl ein wenig länger dauern, bis man die ganzen Mechanismen verstanden hat.
Nach den ersten Partien, können wir sagen, das Spiel erhält einen Dauerplatz in unserem Spieleregal. Es sieht nicht nur fantastisch aus, es spielt sich auf hervorragend. Unsere Partien gingen bisher immer knapp aus, trotz teilweiser komplett unterschiedlicher Taktiken oder Strategien. Es wird wohl nicht gelingen, sich auf nur einen Bereich im Spiel zu konzentrieren, also beispielsweise nur auf die Landkarte zu spielen oder nur Tiere zu sammeln. Aber einen Schwerpunkt kann man setzen, wenn man dabei die anderen Bereiche nicht vollkommen ignoriert. Wichtige Siegpunkt-Lieferanten sind die Tiersets, die Punkte der Handkarten und die Punkte in den beiden Götzen-Leisten. Diese drei Dinge sollte man immer im Auge halten.
Ein kleiner Tipp noch: Haut vor der letzten Sonnenfinsternis-Phase alle Dorfbewohner von der Hand noch in den Sonnenfinsternis-Stapel. Das kann das Endergebnis noch massiv beeinflussen. Ihr bekommt nochmals Werkzeuge und Nahrung, die dann in Siegpunkte getauscht werden können, ihr wandert vielleicht auf den Götzen-Leisten noch auf die vorderen Plätze oder bekommt nochmals ein paar Tiere oder Handkarten. Letztere könnt ihr nicht mehr spielen, aber diese bringen weitere Siegpunkte.
Die Regeln hat man, wie zuvor erwähnt, eigentlich schnell gelernt und dann spielt sich das Spiel extrem flüssig. Wir haben bereits in der zweiten Partie nicht mehr ins Handbuch geschaut. Neben dem flüssigen Spiel gefällt uns, dass es verschiedene Wege zum Sieg gibt und, ganz wichtig, dass sich das ganze Spiel sehr belohnend anfühlt. Man kann immer etwas machen und bekommt immer was dafür. Bei uns ist es nicht einmal vorgekommen, dass ein Mitspieler, trotz Worker im Vorrat, keine Aktion mehr ausführen konnte. Selbst ohne Handkarten, was in der ersten Runde mal vorkommen kann, sind noch Aktionen möglich, da man Arbeitskraft auch mit gesammelter Nahrung bezahlen kann.
Für uns gehört das Spiel auf jeden Fall zu den besten Spielen, die wir auf der Spiel 22 gekauft haben.
Download
Unsere Checkliste für den Aufbau, die Sonnenfinsternis-Phase, Rundenvorbereitung und die Schlusswertung.
Wie sind Eure Erfahrungen? Habt Ihr Endless Winter bereits gespielt? Dann schreibt doch gerne einen Kommentar unter diesen Beitrag.
Informationen zu Endless Winter
Bewertung Endless Winter
Unsere Spielberichte und Bewertungen beruhen auf subjektiven Ersteindrücken der Spiele. Dabei geht es uns um die Spielidee, die Mechaniken, die Anleitung, das Material, den Wiederspielwert, die Optik, die Spielbarkeit zu zweit und wie es uns gefällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Letzte Aktualisierung des Beitrages am: 16. August 2023
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Wer schreibt hier?
Frau Melli und Herr Tommi, zwei Brettspielfans aus dem Ruhrpott. Mehr erfahrt Ihr auf unserer „Über-Uns"-Seite.
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Danke für das Lesen des Beitrages.
Hinweis: Wenn wir über Spiele berichten, das sind das subjektive (Erst-)Eindrücke, die wir von dem Spiel gesammelt haben. Wir sehen uns nicht als Spielkritiker.
Übrigens: Die Texte auf diesem Blog sind selbst geschrieben und stammen nicht aus einer Text-KI. Allerdings lassen wir inzwischen einige Titelbilder von einer Bilder-KI erstellen. Ihr erkennt diese an den Zauberern, Zwergen oder anderen Wesen, die wir nicht selbst fotografieren können.
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Beruflich in der IT unterwegs sind Brettspiele für "Herrn Tommi" die Möglichkeit, einfach mal abzuschalten. Am Abend oder am Wochenende, zusammen mit Frau Melli einfach mal eine Welt retten, einen Zoo aufbauen oder den Mars besiedeln, einen besseren Eskapismus gibt es eigentlich nicht.
Neben den Brettspielen gehören das Radfahren, das Reisen und die Fotografie zu seinen Hobbys. Mehr drüber findet Ihr im Blog www.jansens-pott.de.